Es ist nicht ganz frei von ungewollter Komik, wenn eine Band aus Sardinien sich ICY STEEL nennt – angesichts der trockenen Sommerhitze, die auf der kleinen Mittelmeerinsel herrscht, scheinen die mit dem Namen assoziierten, in Fell gekleideten Kriegergestalten ein wenig Fehl am Platz. Epic Metal aus Sardinien? Warum nicht, mag man sich denken – und wird von dem mittlerweile vierten Album der Band, „Through The Ashes“, geradezu an die Wand gepresst. Dieses in Eigenregie veröffentlichte Album überrascht durch sein durchgehend hohes Niveau, durch seine fette, ausgewogene Produktion – und schlicht dadurch, dass die wenigsten diese Scheibe auf dem Schirm gehabt haben dürften. Zumindest für mich flogen ICY STEEL die letzten Jahre unterhalb meines Aufmerksamkeitsradars.
Dazu kann man nur sagen: schlecht. Denn wenn die übrigen Werke der Truppe in einer ähnlichen Liga spielen wie „Through The Ashes“, dann gibt es hier noch ein paar wirkliche Perlen zu entdecken. Was hier geboten wird, fasst die Truppe unter dem Begriff „Heavy Epic Metal“, was zwar nicht schön klingt, hinsichtlich der gebotenen Musik aber treffender kaum ausfallen könnte. Sind der Opener „Fire And Flames“ sowie das folgende „The Day Became Night“ noch ziemlich fette, rockige Metal-Nummern mit deftigem Riffing und Doppel-Leads, zeigen ICY STEEL in der Mitte des Doppel-Albums (!), dass ihre größten Stärken in langsameren, weit ausholenden Epic-Strukturen liegen. Dezente Chöre, absolut treffsichere Melodien und die (unvermeidliche) Atmosphäre imaginierter Schlachtfelder charakterisieren das zweite Drittel des Werkes, wo sich grandiose Nummern wie das ausladende „…And The Warriors Return“ oder die Ohrwurm-Nummer „Today The Rain Cries“ finden. Würde „Through The Ashes“ hier seinen Ausklang finden, könnte man bereits von einem äußerst gelungenen Album sprechen, das vier Musiker auf hohem Niveau und mit frischen Ideen zeigt.
Stattdessen hat sich das Quartett dazu entschieden, „Through The Ashes“ auf zwei CDs zu verteilen. Auch CD 2 beginnt mit einem Intro, das durch seine akustischen Gitarren nicht nur zu überzeugen weiß, sondern auch die kommenden Klangwelten vorwegnimmt. Verzerrte Gitarren finden sich keine mehr; stattdessen begegnen dem Hörer drei toll arrangierte und stimmungsvolle Akustiknummern, die den erzählerischen Charakter der Scheibe noch deutlicher hervorheben. Zudem findet sich auf CD 2 mit „Shaman´s Death“ ein wunderbar verträumtes, enorm eingängiges Instrumental, das noch einmal zeigt, auf welchem Niveau ICY STEEL musizieren, bevor die Scheibe dann mit dem melancholischen „The Weight Of Signs“ ausklingt. Kurz und gut: Hut ab. Wer auf epischen Heavy Metal steht, dem kann „Through The Ashes“ nur wärmstens empfohlen werden – das Werk nimmt den Hörer mit auf eine zwar nicht immer völlig kitschfreie, aber letztlich doch fesselnde Reise. Top.
Wertung: 8.5 / 10