Bei Frontiers Music überträgt man einmal mehr das Prinzip des Italo-Western auf die harte Musik: Für ICONIC wurden mehr oder minder zugkräftige US-Rocker wie Michael Sweet (Stryper), Tommy Aldridge (Whitesnake) und Marco Mendoza (Black Star Riders) unter italienischer Führung zusammengebracht, um Fans der Hauptbands besagter Akteure neugierig und bevorzugt zahlungswillig zu machen. Nicht zuletzt aufgrund der Teilhabe von Label-Ausputzer Alessandro Del Vecchio ist das nicht gerade die beste Ausgangslage, aber wie immer ist das Zusammenspiel solch beschlagener Hard-Rock-Veteranen auch nicht ohne Reiz. Zwar stehen die Chancen für ihr Debüt „Second Skin“ nicht eben gut, aber es wäre auch nicht das erste Mal, dass eine künstlich erschaffene Band wie ICONIC ein hörenswertes Album produziert.
Wie zu erwarten ist „Second Skin“ kein Totalausfall, aber auch keine Offenbarung: Ganz ähnlich zu den meisten Frontiers-Hausgewächsen befinden sich auch ICONIC knietief im Fahrwasser von Whitesnake zu Zeiten von „1987“ und „Slip Of The Tongue“ und liefern breitbeinigen Hard Rock mit dezenter Heavy-Metal-Schlagseite. An Stampfern wie „Run (As Fast As You Can)“, „Ready For Your Love“ oder dem ruhigeren „All I Need“ zeigt sich, dass das in jedem Fall solide, aber kaum weltbewegend und mit Sicherheit nicht innovativ ist. Sänger Nathan James klingt übrigens mehr wie Biff Byford (Saxon) als wie David Coverdale, was hier ehrlich gesagt die größte Überraschung ist.
Nach Angaben des Labels kümmerten sich die Herren Sweet und Hoekstra um den Großteil des Songwritings und als Genre-Veteranen wissen die beiden natürlich, wie diese Musik zu klingen hat. Entsprechend finden sich in Songs wie „Nowhere To Run“ oder „It Ain’t Over“ durchaus starke Riffs und auch die Leadgitarren-Arbeit fällt auf „Second Skin“ in jeder Hinsicht beeindruckend aus. Überhaupt hat man es hier mit einer ziemlich fähigen Besetzung zu tun, weshalb der Sound von ICONIC entsprechend professionell umgesetzt wird, nur fehlt – wie bei so vielen Frontiers-Projekten – letztendlich die Seele.
Jene Seelenlosigkeit rührt einerseits sicherlich vom künstlichen Bandgefüge her, hat ihre Ursache aber auch im reichlich generischen Songwritng: „Second Skin“ ist ein typisches Hard-Rock-Album im Stile der 80er voll von typischen Hard-Rock-Songs im Stile der 80er, die man aber allesamt in fast identischer Form von anderen Bands kennt. Vor allem die beiden Balladen „Worlds Apart“ und „This Way“ sind vermeintliche Radio-Rock-Hits, wie sie gewöhnlicher nicht sein könnten und stehen damit sinnbildlich für das gesamte Album: ICONIC spielen tradtionellen Hard Rock nach Zahlen und da bleibt die Eigenleistung abseits der Performance weithin außen vor.
Auch ein Album wie „Second Skin“ hat starke Momente, allerdings muss man diese zwischen der belanglosen Meterware suchen. Wären ICONIC 35 Jahre früher dran und ihr Debüt eine der ersten Platten ihrer Art, würden Band und Album vermutlich durch die Decke gehen, so sind beide leider nur ein weiteres Produkt der unermüdlichen Frontiers-Maschinerie. Am ehesten dürfte diese Platte daher für Fans der beteiligten Musiker von Interesse sein, da es ja immer einen gewissen Charme hat, wenn solcherlei Schwergewichte zusammenspielen – alle anderen warten besser auf die nächste Veröffentlichung einer echten Band nach ihrem Geschmack.
Wertung: 6 / 10