Review Iced Earth – The Reckoning

Da ist sie also, die lang erwartete und mit aufklappbaren DIN-A4-Seiten beworbene neue Single von Iced Earth. Nun waren natürlich alle darauf gespannt, wie Shaffers Baby nach dem Ausstieg von Ausnahmevokalist Matt Barlow mit dem neuen Mikrofonisten Tim „Ripper“ Owens klingen würden.
Los geht’s mit „The Reckoning (Don’t Tread On Me)“, das instrumental einfach unverkennbar den einzigartigen Iced Earth Stil mit der Handschrift von Jon Shaffer trägt. Da stehen Riffs und Breaks meistens an richtiger Stelle, die Schlagzeugbegleitung ist auch ganz gut geglückt… doch ich kann mich nicht mit Owens als Barlow-Nachfolger anfreunden. Nein, meiner bescheidenen Meinung nach passt er nicht zu Iced Earth, da konnte mich auch diese Digipack-Single nicht vom Gegenteil überzeugen, bzw hat mich nur in meiner Meinung bestätigt. Und auch wenn alles instrumentale unverkennbar Iced Earth ist – hier wir im ersten Track vor allem der Refrain immer und immer wieder bis zum erbrechen wiederholt, das es schon nimmer schön ist. Vielleicht aber auch vor allem deswegen, weil es sich in meinen Ohren grausig anhört.

Grausig weiter geht’s auch mit „When The Eagle Cries“, einer schnuckligen Unplugged-Version des Stücks. Die Akustikklampfen tönen zusammen mit Tim’s doch überraschend tiefem Gesang wie ne Mischung aus Balladen von Stratovarius und Edguy, wo noch ne Schubkarre Kitsch dazu kommt – also etwas, das man von Iced Earth nie hören wollte, bzw was meilenweit gegen die kunkurrierenden Balladen von den vorigen Alben steht. Wie auch Track 1 – lediglich Durchschnitt.
„Valley Forge“ ist ein doch ziemlich kontroverses Stück wie ich finde, denn der Grundriff der elektrischen hört sich in meinen Ohren nach nichts anderem an als eine Konserve von „Melancholy“ und „Watching Over Me“, nur etwas abgeänderte Geschwindigkeit und da mal ne Note ausgetauscht, aber mehr anders ist das nicht… und auch im Vergleich zu den beiden Klassikern stinkt „Valley Forge“ durch den Gesang ab, und das obwohl Owens seine wohl beste IE-Leistung bisher bei diesem Song zeigt. Zumindest können bei dem Track die Solos gefallen, und das sogar sehr gut.
Das abschließende „Hollow Man“ is einfach nur ein Stück zum hassen. Ich weiß nicht ob ich’s schon mal erwähnt habe, aber ich finde die Stimme vom Ripper nicht schlecht. Aber er passt nicht zu Iced Earth und macht mit seiner emotionslosen und gelangweilt wirkenden Leistung den instrumental nur so von Hit-Potential schimmernden vierten Track in meinen Ohren einfach nur kaputt… Anscheinend steh ich mit meiner Meinung nicht alleine da, denn schon in manchen Foren wurde „Hollow Man“ von den drei vorab in Ausschnitten vorgestellten Songs stets auf den letzten Platz gewählt.

Was soll ich noch sagen? Mit Barlow wäre das ganze wohl ein Überflieger geworden, der seinesgleichen gesucht hätte. Schaffer spricht immer von seinem „Meisterwerk“, aber das kann „The Glorious Burden“ nicht werden, wenn es keinen aussergewöhnlichen und einzigartigen Sänger hat, der Barlow war und Owens nicht ist. Schade, wirklich schade, das es so weit kommen musste, und Iced Earth wohl von einer der wichtigsten und besten Power Metal Bands der letzten 15 Jahre in den Durchschnitt abrutscht. Ich jedenfalls erwarte nicht viel vom neuen Album, aber durch die wohl doch ziemlich kommerz-orientierte Taktik wird es wohl trotzdem ein ziemlicher Erfolg werden…

Keine Wertung

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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