Review Hypocrisy – Osculum Obscenum

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 1993
  • Spielart: Death Metal

Peter Tägtgren und Hypocrisy sind seit Jahren nicht mehr aus der Metal-Szene wegzudenken, und der Herr Tägtgren genießt bereits jetzt Legendenstatus. Zum Zeitpunkt des Releases von „Osculum Obscenum“ war das aber noch bei weitem nicht der Fall und es war auch nicht abzusehen, dass die Band in dem Maße erfolgreich werden und eine ganze Generation von Metalheads inspirieren würde. Doch bereits auf besagtem Longplayer konnte man die songwriterischen Qualitäten heraushören, das Problem war nur, dass man sie noch nicht gezielt genug einsetzte und kanalisierte. Zudem versuchen Hypocrisy hier besonders hart zu klingen und nicht jedes Riff trifft ins Schwarze. Denn auf dieser CD ist noch purer Death Metal zu hören, der zwar nicht sehr nach anderen schwedischen Größen wie Dismember oder Entombed klingt, jedoch nicht weniger böse oder brutal ist.

„Pleasure Of Molestation“ ist Intro sowie Opener in einem. Zuerst hört man einen dezenten Keyboardteppich der sich dann in einem rasenden Riff auflöst und man Masse Brobergs tiefe Growls, sowie teilweise hohen Schreie vernehmen kann. Insgesamt ein recht wildes Stück, das ständig von langsameren, treibenderen Teilen unterbrochen wird und trotz seiner Länge von sechs Minuten nicht langweiligt. Das einzige was etwas negativ auffällt ist der Sound, der etwas drucklos aus den Boxen donnert. „Exclamation Of A Necrofag“ (selten dämlicher Titel übrigens) ist eigentlich recht ähnlich aufgebaut und kann durch ein nettes Solo gefallen. Trotzdem ist es kein Meilenstein und verschwindet manchmal im Mittelmaß. Das entschädigt das nachfolgende Titelstück aber vollends, da es sich um das absolute Highlight der CD handelt. Erst sehr schleppend beginnend, wird das Tempo nach anderthalb Minuten drastisch angezogen und man bekommt eine Death-Granate geboten, die sich gewaschen hat. Einige Black Metal-Einflüsse schimmern zudem durch und zeigen Peter Tägtgrens doch vorhandenes Songwriter-Potential.

„Necronomicon“ beginnt ähnlich wie der vorherige Song mit einem langsamen Teil und schlägt dann in ein ähnliches Riff um, ohne jedoch die Klasse von „Osculum Obscenum“ zu erreichen. Und zeigt sich bereits die Schwäche des Albums, denn erste Ermüdungserscheinungen treten ein und letztlich hört sich irgendwie alles gleich an. Das liegt zum Teil an der mässigen Produktion und auch an den zum Teil doch sehr ähnlichen Songstrukturen und Riffs. Bei „Black Metal“ handelt es sich um eine Coverversion des Kulthits von Venom. Es wurde ordentlich umgesetzt, doch ich zweifele – obwohl ich das Original nicht kenne – dass es an seine Qualität heranreicht. „Inferior Devoties‘“ reiht sich nahtlos in die Reihe der vorherigen Stücke ein, kann allerdings wieder etwas mehr überzeugen als „Necronomicon“, was man vorallem ein paar wirkliche guten Einfällen, wie dem von einem Chor begleiteten Mittelteil zu verdanken hat. Leider kommt das nachfolgende „Infant Sacrifices“ wieder etwas uninspiriert rüber, obwohl es mir ja eigentlich gut gefallen müsste, da es Hypocrisy hier schaffen die brutalste Riffwand des Albums aufzustellen. Das totale Gegenstück dazu ist „Attachment To The Ancestor“, welches durch sehr langsames Stakkato-Riffing und teilweise Akkustik-Gitarren bitterböse klingt und zu dem noch groovt wie Sau. Eines meiner Highlights der Scheibe. Nach fast vier Minuten gewinnt der Song dann an Fahrt und kann mit einem wirklich geilen Thrash-Riff überzeugen, bis er dann so ausklingt wie er begonnen hat. Das letzte Lied nennt sich „Althotas“ und ist wiedermal eher unspektakulär und hört sich schlicht wie Füllmaterial an.

„Osculum Obscenum“ kann man, nach „Penetralia“, als weiteren Schritt zur Identität und zum eigenen Stil der Band ansehen, der heute von so vielen geliebt wird. Es ist sicherlich kein schlechtes Album, nur leider versackt das Songmaterial manchmal im Mittelmaß und zudem ist die Produktion sehr schwachbrüstig und holprig ausgefallen. Das Artwork ist sehr schlicht und nicht sehr originell, zudem sind keine Texte abgebildet, was man von dieser Band aber gewohnt ist. Masse Broberg, der sich später die Seele bei Dark Funeral aus dem Leib kreischen wird, zeigt eine gute Leistung, die jedoch nicht an Peter Tägtgrens darauffolgende gesangliche Performance rankommt. Fans von Hypocrisy sollten zugreifen, gegen die späteren Glanztaten kann „Osculum Obscenum“ allerdings nicht anstinken.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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