Review Hypocrisy – Hell Over Sofia (DVD / Blu-Ray)

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Death Metal

Kaum zu glauben, aber satte 20 Jahre und elf Alben ist es nun schon her, dass Peter Tägtgren seine berühmten und damals schon gut ausgeprägten Augenringe der Metalwelt präsentiert hat. Inzwischen ist Peter Tägtgren einer der größten Namen der Metalszene, HYPOCRISY eine lebende Legende des Death Metal und dazu eine absolute Live-Macht. Und wie könnte man zwei Dekaden Todesblei besser feiern, als mit einer fetten Live-DVD?

Teil 1 des Packages stellt natürlich ein Livemitschnitt dar, aufgenommen wurde dieser am 27. Februar 2010 in Sofia, Bulgarien, während der „Long Time, No Death“-Tour. Geboten bekommt man ein typisches Konzert: Kein Trara, keine unnötigen Spielereien, sondern ein puristischer Auftritt mit klassischer Headbanger-Performance und einer starken, passenden Lichtshow. Der Auftritt selbst ist zu jeder Sekunde auf den Punkt. Jeder der messerscharfen Riffs sitzt und schneidet sich in die Gehörgänge, jeder Growl und jeder Schrei trifft direkt ins Mark. In den 90 Minuten wird die Band vom Publikum während und zwischen den Songs pausenlos abgefeiert, und das auch völlig zu Recht. Schließlich bleiben keine Wünsche offen, was die Liedauswahl angeht. Aus den ganz frühen Krachern „Penetralia“, „Pleasure Of Molestation“ und „Osculum Obscenum“ wird ein feines Medley geschmiedet. Die Neuzeit ist mit „Hang Him High“, „Let The Knive Do The Talking“ oder “Warpath” natürlich auch stark vertreten. Die Hochzeit der Band stellt für mich aber die Highlights, „Adjusting The Sun“ oder „Killing Art“ gehen nach wie vor unter die Haut. Eine Setlist, die wohl jeden HYPOCRISY-Fan zufrieden stellen dürfte, ebenso wie das Konzert an sich.

Das Herzstück der Veröffentlichung aber ist die Banddokumentation „20 Years Of Chaos And Confusion“, die ebenso wie das Konzert etwa 90 Minuten dauert. Von Beginn an, als man ohne Bandname und Album dastand, dafür aber mit einem Vertrag mit Nuclear Blast, erzählen Peter Tägtgren und die restlichen Bandmitglieder Geschichten und Anekdoten. Zu Wort kommen auch ehemalige Mitglieder, wie der frühe Sänger Masse Broberg. Für viele überraschend und neu könnte die Tatsache sein, dass HYPOCRISY früher ganz rebellisch mit umgedrehten Kreuzen und allem, was zur antichristlichen Haltung dazugehört, aufgetreten sind, da gibt es einige spaßige Bilder und Erzählungen dazu. Ausführlich betrachtet wird vor allem die Zeit bis zur Fast-Auflösung nach „The Final Chapter“ sowie die vergangene „Long Time, No Death“-Tour. Die letzten zwölf Jahre werden etwas fixer abgehandelt und offenbaren, dass nicht immer so viel Spaß herrschte, wie nach einigen Tourerzählungen vermutet werden konnte. Insgesamt ein sehr interessanter Einblick in die Band, die langjährigen Anhängern wie Neueinsteigern zusagen wird.

Technisch gibt es an der Blu-ray, auf der meine Review basiert, praktisch auch keinerlei Kritikpunkte. Das Bild des Konzertes ist zwar nicht durchgehend hervorragend, aufgrund der Dunkelheit der Halle aber überraschend scharf und somit sehr gut. Erfreulich ist auch der Schnitt. Während bei vielen anderen Konzertaufnahmen störend viele Cuts eingebaut werden, wird hier auch mal einige Sekunden bei einer Einstellung verweilt. Der Ton liegt leider nur in Stereo vor, ist dafür aber richtig mächtig und lässt abgesehen von Surround-Klängen nichts vermissen, auch wenn mir die Hi-Hats etwas zu dominant sind. Einzig störend empfinde ich, dass die Blu-ray keinen automatischen Speicherpunkt setzt, heißt, wenn der Player neu gestartet wird, wird nicht an der zuletzt gestoppten Stelle fortgesetzt. Da aber wohl Konzert als auch Dokumentation in 15 Kapitel unterteilt sind, ist das aber praktisch zu vernachlässigen.

„Hell Over Sofia“ kann ich jedem HYPOCRISY-Fan und auch Neuling also bedenkenlos empfehlen und ans Herz legen, nicht zuletzt da das Konzert auch für den auditiven Genuss auf 2 CDs mitgeliefert wird.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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