Review Human Fortress – Eternal Empire

„Na fein“, dachte ich mir – ziemlich unleidlich – als schon wieder eine Power Metal-Promo auf meinem Schreibtisch landete. Ein Blick auf das Cover von „Eternal Empire“ der deutschen HUMAN FORTRESS wollte mir auch noch keine wirkliche Gewissheit verschaffen. Doch kommen wir zuerst zu ein paar Standardinformationen: gegründet wurde HUMAN FORTRESS vor genau 11 Jahren, also 1997, von Bassist Pablo Tammen und Gitarrist Torsten Wolf in Hannover. Es folgten einige Besetzungswechsel, nachdem man es Anfangs mit einer Sängerin versucht hat, bis sich die heutige Mannschaft herauskristallisierte. Die beiden Vorgängeralben „Lord Of Earth And Heaven Heir“ und „Defenders Of The Crown“ beinhalten genau das, was die Titel versprechen: Fantasy vom Allerfeinsten. Klingt soweit unspektakulär, ist es aber in keinster Weise.

Dass die Hannoveraner keinen 08/15-Power Metal machen, hört man schon nach den ersten Klängen in Form des Openers „Contrast“. Die Mischung aus harten Riffs, eingängigen Melodien und krassen Stimmungswechseln hat ihre ganz eigene Art, den Hörer in ihren Bann zu ziehen. Hört man in der einen Sekunde noch die liebliche Stimme einer Frau, hinterlegt von sanften Geigenklängen, brechen im nächsten Moment die tiefgestimmten E-Gitarren und die voluminöse Stimmgewalt des Herrn Frank darüber ein. Der driftet nicht in die eierfreien Höhen genregleicher Sänger ab, sondern bleibt im Mittelbereich und spickt den ein oder anderen Part mit kräftigem Growling.

Damit wären wir auch schon bei einer markanten Besonderheit am Power Metal von HUMAN FORTRESS. Man fährt nicht die schon erwähnte, bekannte Schiene und verstrickt sich in einem melodiösen Wirrwarr. Das Hörenswerte auf „Eternal Empire“ liegt nicht nur im makellosen Power Metal, der hier zelebriert wird, nein. Einen großen Reiz bietet der stellenweise nahtlose Übergang von eben diesem Metal zu einer Atmosphäre, die eindeutig von Death Metal-Elementen getragen wird. „Borders Of Insanity“ und vor allem auch Titel wie „The Wizard“, „Under The Spell“ und „Circle Of Flames“ stehen beispielhaft für den Spagat zwischen weitestgehend kitschfreiem Power Metal und den Death-Elementen.

Waschechtes Powerfeeling gibt es aber selbstverständlich doch noch – beispielsweise auf „Falling Leaves“, mit seinen – effektiv gespielten – 6:52 Minuten. Etwa zwei Minuten herrscht bei diesem Song voller intensiver Melodie und zum Träumen einladenden Gitarrensoli nämlich absolute Stille. Will da etwa jemand die Gesamtspielzeit ein wenig nach oben drücken? Nein, ganz so einfach machen es sich HUMAN FORTRESS nicht; im Gegenteil. Des Rätsels Lösung ist ein 4-minütiger Hidden Track, der mit der vertrauten Geräuschkulisse einer Kneipe beginnt, ehe die eigentliche Musik einsetzt. Hier bekommt man die Portion Kitsch nachgeschmissen, die vielleicht vom einen oder anderen noch vermisst wurde, ehe dann endgültig Schluss ist.

HUMAN FORTRESS machen es den Fans mit „Eternal Empire“ nicht schwer. Mit den Vorgängern empfahlen sie sich für die Zukunft, mit dem aktuellen Output liefern sie die Rechtfertigung dafür ab. Die Mischung aus herkömmlichen Power Metal und eben jenen erwähnten Death Metal-Parts konstruiert eine zwar gewöhnungsbedürftige, aber absolut lohnenswerte Mischung. Den Geheimtipp-Status dürfen HUMAN FORTRESS getrost hinter sich lassen und sich mit ihrem dritten Album eindeutig zu den Top-Veröffentlichungen im Power Metal des laufenden Jahres zählen!

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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