Die Melodic Rocker HOUSTON stammen eigentlich weder aus Houston noch aus Texas geschweige denn den vereinigten Staaten, sondern sind in Wirklichkeit aus Schweden, genauer aus Stockholm. Ob die Truppe, die hier ihr gleichnamiges Debüt vorstellt, überhaupt eine richtige Band ist, steht ebenfalls zur Diskussion, denn lediglich zwei der beteiligten Musiker sehen sich überhaupt als feste Bandmitglieder.
Eigentlich bereits im vergangenen Jahr erschienen wurde das Debüt der Herren HOUSTON, welchem nun eine Neuveröffentlichung via Spinefarm spendiert wurde, von etlichen einschlägigen Magazinen schon als “AOR-Album des Jahres“ gefeiert und mit schmalzig-nostalgischen 80er-Jahre-Keyboards und legerem Radio-Beat verströmen HOUSTON ja auch einen gewissen Charme, dem vor allem Fans des Genres schnell erliegen könnten. Dennoch mag die zuvor getroffenen Aussage ein bisschen zu viel des Lobs gewesen sein.
Schon der Opener „Pride“ ist eiskalt beim Foreigner-Klassiker „Cold As Ice“ abgekupfert, das spätere „Hold On“ kann schnell als fast schon dreiste Kopie des Journey-Hits „Don’t Stop Believing“ entlarvt werden und „She’s A Mystery“ erinnert mehr als nur ein bisschen an den Bon-Jovi-Song „Runaway“. Zwar warten die Schweden dabei mit durchaus passionierten Gitarrenlicks und im Falle von etwa „Misery“ auch echt einprägsamen Riffs auf und Sänger Hampus Hank Erix wurde zweifelsohne mit einer Stimme geboren, die für das in Frage stehende Genre wie geschaffen scheint.
Allerdings waren HOUSTON auf ihrer Suche nach Authentizität wohl ein bisschen übereifrig – alles, was die Schweden zu bieten haben, entspricht zu 100% den Regeln und Gepflogenheiten ihrer Sparte und ist sowohl musikalisch als auch im Hinblick auf das Songwriting in etwa gleichwertig, allerdings bleiben HOUSTON mit ihrem Debüt eine plausible Antwort schuldig, warum man dann nicht gleich die Originale hören sollte. Die Band präsentiert ihrer Hörerschaft mit ihrem Erstlingswerk eine knappe Stunde lang durchaus gute Musik mit nicht zu leugnendem Ohrwurmpotential, die ihnen nur leider nicht selbst eingefallen ist und das ist schon ein bisschen traurig. Schließlich ist es ein großer Unterschied, ob man sich stilistisch an andere Bands anlehnt oder schlicht deren Musik reproduziert.
AOR-Puristen werden vor HOUSTON ohnehin nicht halt machen und auch sonst verlangen einem die schwülstigen Keyboards und kitschbeladenen Refrains der Truppe zumindest ein paar Songs lang durchaus ein Schmunzeln ab und stimulieren gar den Taktfuß. Dennoch ist das Innovationslevel auf „Houston“ geradezu verschwindend gering, was die enthaltenen Kompositionen um ein Gros herabwertet. Schade.
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