Review Holy Martyr – Hellenic Warrior Spirit

  • Label: Dragonheart
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Heavy Metal

„Wanderer, kommst du nach Sparta, sage dort du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.“ So lauten die Worte des Simonides von Keos auf dem Gedenkstein für die spartanischen Krieger, die im Jahre 480 vor Christus bei den Thermopylen im Kampf gegen die Perser fielen (oder besser gesagt eine Übersetzung dieser Worte). Lakedaimon, Sparta, ohne Frage eine der kriegerischsten Kulturen, die die Weltgeschichte hervorgebracht hat. Eine brutale, unerbittliche Gesellschaft, für deren Mitglieder es die höchste Ehre war, im Kampf für das Vaterland auf dem Schlachtfeld zu sterben. Toller Stoff für allerlei Dinge der heutigen Pop-Kultur, darunter der Comic „300“ von Frank Miller sowie die kongeniale Verfilmung von Zack Snyder (gut, darüber kann man sich streiten, aber ich liebe den Streifen), auch das Buch „Sparta“ von Stephen Pressfield beleuchtet den Stadtstaat und seine Sitten näher. Und dank HOLY MARTYRs neuer, zweiter Scheibe „Hellenic Warrior Spirit“ haben die Spartaner mittlerweile auch Einzug in die Musikwelt, in die des Heavy Metals, um genau zu sein, gehalten.

1994 bereits raufte die italienische Truppe sich zusammen, brachte erst mal vier Demos und zwei EPs in Eigenregie heraus, unterschrieben dann bei den Landsmännern von Dragonheart Records und brachten letztes Jahr ihr erstes Album, „Still At War“ heraus, auf dem sie sich bereits dem epischen Heavy Metal verschrieben hatten und sich lyrisch in der Antike austobten, wenn ich mich nicht täusche mit Hauptaugenmerk auf den römischen Legionären. Jetzt steht der zweite Langspieler in den Startlöchern, diesmal geht es – wie in der Exposition schon angedeutet – um Sparta. Und um das ganze optisch noch ordentlich umzusetzen, ließen sie sich mal fix ein schickes Cover pinseln, auf dem gerüstete Spartaner mit ihren roten Umhängen einen Haufen Feinde mit ihren Xiphos (spartanische Kurzschwerter) in Stücke hacken. Die CD selbst sieht übrigens coolerweise wie ein blutiger Hoplon (der spartanische Rundschild) aus. Nett, das. Aber es geht ja um die Musik, nicht wahr?

Dabei leistet das Intro, schlicht „March“ betitelt, sich doch einen sehr interessanten Klopser, denn atmosphäretechnisch will es in meinen Ohren irgendwie so gar nicht in die Antike passen. Eher erinnert es mich an die Hintergrundmusik des SNES-Klassikers „Lufia“, vermischt mit (aufgepasst!) einem Western-Soundtrack. In der zweiten Hälfte schaltet sich zwar noch ein Chor ein, aber trotzdem, anders als Kurios kann man die Introduktion hier nicht nennen. Dann geht’s mit „Spartan Phalanx“ aber auch schon los und HOLY MARTYR packen auf einen Schlag ihr ganzes Können aus. Erm… und das ist… sagen wir mal „eher mittelprächtig“. Zumindest was die technische Seite des Albums angeht. Wuchtige Anfängerriffs und ganz nette Soli treffen auf bestenfalls knapp überdurchschnittliches Drumming das meistens im stampfenden Midtempo unterwegs ist und total käsige Texte über Schlachten, Ruhm, Ehre, Tod und wie toll Sparta doch war. Die Produktion ist auch nicht ganz ausgereift, zwar wirkt das Soundbild ziemlich breit angelegt, aber der Druck fehlt. Da hätte man noch dran werkeln können.

Und jetzt kommt das große „Aber“, denn obwohl „Hellenic Warrior Spirit“ absolut kein technisches Wunderwerk oder irgendwie ganz besonders Innovativ ist (wenn ich jetzt mit Namedropping anfangen müsste, dann würden zuerst wohl Manowar, die Landsmänner von Doomsword und hin und wieder auch noch ein Quentchen Thin Lizzy zu „Emerald“-Zeiten fallen), ist die Musik von HOLY MARTYR vor allem dreierlei: Zum ersten verflucht spaßig, zum zweiten total eingängig und zum dritten – wenn ich das mal so sagen darf – „epic as fuck“. Vor allem der fünfte Track, die geniale Hymne „Hellenic Valour“, ist die absolute Erhabenheit in Form eines Musikstücks. Der Achtminüter ist eine wahre Wonne und steht für alles, was richtig und gut ist an der Musik der Italiener.

Auch der Rest des Albums zieht da mit. Epische Melodiebögen, erhabener Gesang aus der Kehle von Alex Mereu, Chöre, Samples (am Anfang von „The Call To Arms“ outen HOLY MARTYR sich eindeutig als „300“-Fans… ich kann es nicht beschwören, aber ich habe das Gefühl, dass sie sich die Rechte das original Sample aus dem Film zu benutzen nicht leisten konnten und deswegen einen mehr oder minder talentierten Gerard-Butler-Immitator mit italienischem Akzent zulegten, der den „This is were they die!“-Part nachsprach… sehr cool jedenfalls), Ohrwurm-Refrains, akustische Passagen, und und und. Kurzum: „Hellenic Warrior Spirit“ ist eine Strauß bunter Melodien, bei dem für jeden was dabei ist.

Damit ist das Schlusswort auch schon so gut wie gesprochen. Auf ihrem zweiten Album spielen HOLY MARTYR eine sehr innovationsarme Variante des guten alten Heavy Metals, diesen aber in absoluter Perfektion. Wer mit der käsigen Attitüde der CD zurecht kommt und auf epische Musik steht, der sollte die Italiener dringend mal antesten.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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