Review Holy Martyr – Darkness Shall Prevail

  • Label: Dragonheart
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Heavy Metal

Numenor? Dol Guldur? Taur Nu Fuin? Oder, eher von der bekannteren Sorte, Minas Morgul? Der Kenner wird alle Namen erkannt und sie als Bestandteile der fantastischen Welt von Tolkien identifiziert haben. Und wenn eine Band ihrem neuen Album dann noch den antik-anheimelnden Titel „Darkness Shall Prevail“ verpasst, kann man als Fan epischen Heavy Metals eigentlich davon ausgehen, hier an der richtigen Adresse zu sein. Und tatsächlich dürften HOLY MARTYR niemanden enttäuschen, dessen Herz für eine Musik in der Schnittstelle zwischen Manilla Road, Candlemass und Warlord schlägt.

HOLY MARTYR sind für Szenen-Kenner sicherlich keine Neulinge mehr, haben sie doch in den vergangenen Jahren eine Handvoll teils vorzüglicher Alben veröffentlicht, denen allesamt ein Konzept zugrunde lag. Während man sich in den Jahren zuvor beispielsweise an historischen Themen orientierte (wie auf dem Album „Hellenic Warrior Spirit“ von 2008), wählte man sich für das aktuelle Album, auf das Fans gut fünf Jahre warten mussten, also Tolkiens Epos um Mittelerde zur thematischen Ausgangsbasis. Wie bereits auf den älteren Alben setzt das Quintett aus Italien auf eine etablierte Mischung aus stampfenden Riffs, eingängiger Melodieführung, der kräftigen Stimme von Alex Mereu und – natürlich – längeren Songs, um all das wuchernde Pathos und die unvermeidlichen „Ahs“ und „Ohs“ unterbringen zu können. Das Tempo des Albums fällt dabei gemächlich aus, nur selten wird die Geschwindigkeit etwas gesteigert, häufiger jedoch – wie beispielsweise in „Witch-King Of Angmar“ oder „Taur Nu Fuin“ – entwickelt „Darkness Shall Prevail“ geradezu Doom-Charakter. Das passt natürlich zur düsteren Grundstimmung der CD, die durchzogen ist von kürzeren, rein instrumentalen Stücken, die dazu beitragen, dass das Album auf Dauer tatsächlich eine sehr dichte, packende Atmosphäre entwickeln kann.

Das Resultat all dieser Bemühungen sind einige handwerklich gut gemachte, kompositorisch überzeugende Stücke, denen man zwar die Erfahrung der Band anmerkt, die aber zugleich unverbraucht und grundehrlich klingen. Sicherlich kommt man hier und da dem Kitsch ziemlich nahe, immerhin versammelt man auf dem Album so ziemliche alle Genre-Merkmale, die man sich denken kann – und zwar in musikalischer wie textlicher Hinsicht. Letztlich gelingt es HOLY MARTYR aber, dieses Sammelsurium an Stilelementen zu einem konsistenten Ganzen zu verweben und ganz nebenbei einige wirklich eingängige Momente zu schaffen. Songs wie „Numenor“ oder das coole „The Dwarrowdelf“ fressen sich jedenfalls mit jedem Hören tiefer ins Gedächtnis. Zudem hat „Darkness Shall Prevail“ eine ausgewogene, recht trockene Produktion erhalten, die vor allem den Lead-Gitarren genügend Raum zuweist, und bei den groovigen Parts ausreichend Druck entwickelt, um die fetten Riffs der Band entsprechend in Szene zu setzen. Wer die früheren Alben der Italiener mochte, kann hier blind zugreifen.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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