Prominenter geht es kaum: Mit Johnny Depp, Alice Cooper, Joe Perry und Tommy Henriksen sind die HOLLYWOOD VAMPIRES eine Bilderbuch-Allstar-Band – und für eine solche auch noch vergleichsweise produktiv. Auf das selbstbetitelte Debüt aus dem Jahr 2015 folgte bereits 2019 „Rise“, nun legen die VAMPIRES mit einem Live-Album (plus Video-CD) nach: „Live In Rio“.
Dass dieses nur wenige Tage vor dem Start der Europatour erscheint, ist wohl eher ein Marketing-Coup als bloßer Zufall. Tatsächlich ist der Release zum jetzigen Zeitpunkt anders kaum zu erklären – handelt es sich doch um einen acht Jahre alten Mitschnitt. Aufgenommen wurde das Material nämlich bereits vor acht Jahren, auf dem Cidade Do Rock 2015.
Folglich sind auf „Live In Rio“ zwar einige weitere Promis als Gäste zu hören, etwa Lzzy Hale (Halestorm), Andreas Kisser (Sepultura) und Zak Starkey (The Who) – mit dem Opener „Rise The Dead“ aber lediglich eine einzige Eigenkomposition. Dazu kommen noch zwei Alice-Cooper-Hits („School’s Out“ und „Billion Dollar Babies“). Ansonsten zollen die HOLLYWOOD VAMPIRES ausschließlich ihren Vorbildern und Wegbegleitern Tribut: The Who („My Generation“) und The Doors („Five To One/Break On Through (To The Outher Side)“ etwa, oder auch The Jimi Hendrix Experience („Manic Depression“) und Led Zeppelin („Whole Lotta Love“). Es wäre also keineswegs vermessen, die HOLLYWOOD VAMPIRES – zumindest im auf diesem Mitschnitt repräsentierten Stadium – als die am prominentesten besetzte Coverband der Welt zu bezeichnen.
Begeisterung für die Sternstunden der Rock-Geschichte ist also vorausgesetzt, um „Live In Rio“ etwas abgewinnen zu können. Dann aber bietet das Live-Album mit seiner knappen Stunde Spielzeit bei gutem Sound auch gute Unterhaltung. Denn was man über den Promistatus etwa eines Johnny Depp nie vergessen darf, ist, dass bei den HOLLYWOOD VAMPIRES eine beachtliche Menge Talent und Rock-Geschichte vereint ist. Ob es für die dargebotenen Nummern allerdings vier Gitarristen (plus Gast-Gitarristen) gebraucht hätte, sei mal dahingestellt.
Es gibt gute Argumente, warum die Veröffentlichung von „Live In Rio“ Sinn ergibt: Die Show vor über 100.000 Fans war die größte, die die Band bis Dato gespielt hat, die Stimmung ist gut und das Material hochwertig. Andererseits ist es durchaus berechtigt, zu fragen, ob es nicht trotzdem besser gewesen wäre, die aktuelle Tour abzuwarten, bei der nun immerhin sechs eigene Songs auf der Setlist standen. Aber: Was nicht ist, kann ja noch kommen – und bis dahin vermittelt „Live In Rio“ in Bild und Ton, wofür der Name HOLLYWOOD VAMPIRES steht: eine Hommage an den Rock’n’Roll selbst.
Wertung: 8 / 10