Es muss nicht immer eine Stunde Spielzeit sein, die es braucht, um eine düstere Atmosphäre zu kreieren… manchmal reicht eine knappe halbe Stunde, wie die Italiener HIEROPHANT auf ihrem selbstbetitelten Debüt-Album beweisen.
Wo andere Bands wohl bereits aus dem Opener „Hermetic Sermon Pt. 1 (Expectatio)“ einen Zehnminüter gemacht hätten, belassen es HIEROPHANT bei dreieinhalb Minuten – und fahren äußerst gut damit. Denn auch, wenn man schon aus Gewohnheit von der Kürze etwas verblüfft wird, ist der dadurch erzielte Effekt ein durchweg positiver – bleibt das Material so nämlich frisch und macht Lust auf mehr.
Das Konzept ziehen die fünf Herren aus der „Rabenstadt“ im Folgenden konsequent durch – überschreitet doch tatsächlich keiner der Songs die Fünf-Minuten-Marke. Dabei sparen HIEROPHANT jedoch nicht an Ideen, sondern lediglich an Riffwiederholungen – als Resultat klingt das Material nicht etwa weniger doomig, böse oder gar vielseitig als das vergleichbarer Bands, dafür jedoch deutlich kompakter und somit konzentrierter. Gewiss, ihren Stil etablieren HIEROPHANT auf dem Album recht früh, und wirklich Neues kommt im weiteren Verlauf des Albums auch nicht mehr dazu – Zeit, davon gelangweilt zu sein, bleibt bei 35 Minuten Gesamtlaufzeit jedoch kaum. Mag sein, dass die Band das über 60 Minuten nicht durchgehalten hätte – ein Grund mehr, die Band für ihre Weitsicht zu loben. Dass der Sound für ein Debüt-Album mehr als gelungen ist, tut sein Übriges dazu, dieses Debüt-Album zu einem echten Geheimtipp zu machen.
Sonderlich viel verspricht das Cover mitsamt des uninspiriert hingeklatschten Band- beziehungsweise Releasenamens nicht unbedingt – vielleicht noch ein Grund mehr, warum „Hierophant“ am Ende doch positiv überrascht. Denn auch, wenn das Album vielleicht nicht eben der Christoph Kolumbus unter den Debüt-Alben ist, ist die Mischung aus Black-Metal-, Sludge- und Hardcore-Elementen dennoch in sich stimmig und überzeugend dargeboten. Die Band sollte man auf alle Fälle im Auge behalten!
Wertung: 7.5 / 10