Hibria sind 5 brasilianische Jungs aus Porto Alegre, die nach 2 CDs und einer Single in Eigenproduktion mit „Defying The Rules“ ihr Plattenfirmendebüt abliefern. An Selbstvertrauen mangelt es den Herren auch nicht, nach eigener Aussage wollte man ein einzigartiges Album „mit Eiern“ komponieren, an dem die meisten Bands der Szene scheitern. Doch oh Graus, also ich hab wirklich kein Problem mit ^klischeetriefenden Covers, im Gegenteil, aber wer sich dieses dämliche Motiv hat einfallen lassen gehört mit den Eiern an dort erscheinender Harley aufgehängt, fürchterlich. Ich weiß, man soll ja nicht nach der Verpackung urteilen, doch ganz ehrlich hatte ich mich nun schon auf meinen ersten Verriss eingestellt. .
Doch schon das Intro, das seltsamerweise auf vorliegender Promo-CD nicht vermerkt ist, obwohl eigener Track, aber das kann man bis zur Veröffentlichung ja noch ändern, erzeugt schon eine Atmosphäre, die man so nicht erwartet hätte, und weckt einige Hoffnungen. Bei „Steel Lord On Wheels“ fallen dann sofort zwei Dinge sehr positiv auf: Erstens: Keine Keyboards. Zweitens: Keine Eunuchenstimme, Luri Sanson hat ein fantastisches Organ, etwas rauher, und auch wenn er in hohen Tonlagen singt klingt das sehr gut, hat was von Axel Rudi Pell Vocalist Johnny Gioeli. Und musikalisch tönt das hervorragend aus den Boxen, das Ganze erinnert mich etwas an eine Mischung aus Masterplan, Axel Rudi Pell und Primal Fear. Und wirklich geiler Refrain, schön zum Mitsingen geeignet. „Change Your Life Line“ schlägt in die gleiche Kerbe, wirklich fantastischer Gesang. „Millennium Quest“ beginnt mit Doppelgitarren-Harmonien, wie man es sonst nur von US Power Metal Bands gewöhnt ist, sehr geil. Das Tempo wird immer wieder variiert, erst düster dann melancholisch dann tolle Instrumental-Parts, Power Metal Herz, was willst Du mehr? „A Kingdom To Share“ erinnert dann musikalisch sehr an Gamma Ray zu ihren besten Zeiten, doch Luris Stimme sorgt immer dafür, dass man weiß bei welcher Band man gerade ist, die nächste Klasse Gesangsleistung von ihm.
Bei „Living Under Ice“ darf der geneigte Hörer anfangs schönen Stakkato-Galopp-Riffs lauschen, ein etwas langsamerer Song, dafür wird er ordentlich etwas düster gehalten, einen Happy-Metal-Song sucht man auf diesem Album sowieso vergebens. Das Speed hinter dem Power Metal hat ein Fragezeichen aufgeworfen? Der Titeltrack gibt die Antwort, das Tempo wird verschärft, verbunden mit arschgeilem Gesang und Refrain, mein persönliches Highlight des Albums! Nach stampfendem Intro kommt dann „The Faceless In Charge“ etwas Tempo-verlangsamt um die Ecke, dafür mit progressiv angehauchten Passagen, die sich aber im Rahmen halten und der Qualität des Songs keinen Abbruch tun. „High Speed Breakout“ vertieft die progressiven Elemente noch weiter, kann ich persönlich nicht soviel mit anfangen, doch wer auf Breaks und Gefrickel steht, dürfte hiermit zufrieden zu stellen sein. Damit ist es beim abschließenden „Stare At Yourself“ wieder vorbei, nach fantastischem Intro vermischt sich Härte mit wahnsinns Melodien und –mal wieder- tollem Refrain. Das Ende des Songs ist der perfekte Abschluß einer tollen Platte.
Hibria haben eines geschafft, was vielen Bands im Veröffentlichungswahn im Power Metal Sektor versagt bleibt: Eigenständigkeit! Sowohl musikalisch wie vor allem durch die Stimme von Sänger Luri Sanson! Songwriterisches Potenzial hat die Band auch bewiesen, man darf gespannt der Dinge harren, die da noch kommen. Man kann nur hoffen, dass sich potenzielle Käufer im Laden nicht vom ultradämlichen Cover abschrecken lassen. Zu Gönnen wäre es ihnen allemal, tolle Scheibe. Wer einer jungen Band eine Chance geben möchte: Kaufen, Marsch Marsch!
(Oli)
Wertung: 8.5 / 10