Das Cover von "Entangled In Sin" von Hexx

Review Hexx – Entangled In Sin

  • Label: High Roller
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Heavy Metal

Der Name HEXX zaubert traditionsbewussten Headbangern auch heute noch ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht – Mitte der 80er schrieb die Band aus San Francisco mit ihren ersten beiden Alben die Regeln des U.S. Metal mit und verdiente sich so ihren Platz in den heiligen Hallen des Genres. Ihr ursprüngliches Glück wärte leider nicht lange, denn nur wenige Jahre später warfen die Musiker das Handtuch, nachdem sie Anfang der 90er noch einen – kurioserweise einigermaßen erfolgreichen – Ausflug in den Death Metal gewagt hatten. 2017 kam der Neustart in Form von „Wrath Of The Reaper“ und HEXX meinen es offensichtlich ernst, denn mit „Entangled In Sin“ ist nun das nächste Album von Gitarrist Dan Watson und seiner Band erschienen.

Wie erwartet behalten HEXX auf „Entangled In Sin“ den mit dem Vorgänger eingeschlagenen Kurs weitgehend bei und spielen U.S.-Metal der alten Schule, wobei die Truppe seit 2017 ein wenig härter klingt als in ihrer Frühphase. Dabei gelingt es der Band allerdings, die Schraube in so ziemlich jeder Hinsicht ein bis zwei Umdrehungen weiter anzuziehen, weshalb diese Platte getrost als das bessere Album angesehen werden darf – so frisch und entfesselt klangen die Kalifornier seit „Under The Spell“ (1986) nicht mehr. Das macht sich in erster Linie daran bemerkbar, dass „Entangled In Sin“ insgesamt ein sehr schnelles Album geworden ist, aber auch ansonsten haben die Herren die eine oder andere Überraschung parat.

Insgesamt tragen HEXX hier vor allem der thrashigeren Seite ihres Sounds Rechnung und wie Nummern wie der Titeltrack, „Power Mad“ oder „Wise To The Ways Of The World“ zeigen, passt das bestens zur rauen und doch melodiösen Stimme von Frontmann Eddy Vega. Weil der Mann deutlich aggressiver als seine beiden Vorgänger klingt, erinnert die Band in diesen Momenten dank ihrer Kombination aus thrashiger Wucht und großen Refrains oftmals an ihre Mitstreiter Vicious Rumors und das ist beileibe keine Schande.

Was das Songwriting angeht, so treten HEXX hier weitaus selbstbewusster als auf dem direkten Vorgänger auf. Neben den erwähnten Abrissbirnen wird z. B. mit „Strive The Grave“ cooler Groove geboten und in „Vultures Gather Round“ sowie dem zum Mitgrölen prädestinierten „Beautiful Lies“ gibt sich die Mannschaft ungewohnt punkig – vor allem Letzteres steht HEXX dabei unerwartet gut und sorgt für willkommene Abwechslung. Alles in allem ist „Entangled In Sin“ sicher kein Genre-revolutionierendes Werk, aber es wirkt von Anfang bis Ende authentisch und ist voll von astreinen Riffs direkt aus der ersten Hochphase des U.S. Metal.

Größter Schwachpunkt von „Entangled In Sin“ sind vermutlich die Leadgitarren. Die fallen zwar stets zweckmäßig, aber lange nicht so technisch und durchdacht wie heutzutage üblich aus. Das ist nicht schlimm, wirkt aber ein wenig „altbacken“ und in längeren Passagen fehlt der rote Faden. Cool ist jedoch, dass das Album in staubtrockenem, Bay-Area-typischem Mitt-80er-Sound verpackt wurde, der hier auf jegliche Trigger und sonstige künstliche Verbesserungen verzichtet. Das klingt für heutige Hörgewohnheiten im ersten Moment etwas drucklos, hat man sich aber erst daran gewöhnt, kommen HEXX hier erdig und organisch aus den Boxen – sehr schön und auch sehr mutig, zumal Drumsamples nicht teuer wären.

Es ist durchaus beeindruckend, dass HEXX auch gute 35 Jahre nach ihrem legendären Debüt noch ein Album aufnehmen können, das mit ihrem stilbildenden Schaffen mithalten kann. Klar, der Sound der Kalifornier hat sich auch bei Vernachlässigung ihrer Death-Metal-Phase in den letzten drei Jahrzehnten mehr als nur ein bisschen verändert, aber „Entangled In Sin“ enthält zweifelsohne eine Menge Erbgut der originalen HEXX. Die Band aus der Bay Area ignoriert auf ihrem neuesten Album konsequent alle Songwiriting- und Produktionsstandards der heutigen Zeit und liefert damit eine Platte ab, die sicher nicht ihr größter Wurf ist, aber definitiv zeigt, dass traditioneller U.S. Metal auch 2020 noch bestens funktioniert.

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Wertung: 7 / 10

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