Normalerweise ist der Labelname Code666 ein Garant für künstlerisch anspruchsvolle Musik mit avantgardistischem Anspruch. All das passt nicht so recht auf die Elektro-/Industrial-Metaller HERRSCHAFT, welche mit „Les 12 Vertiges“ nun ihr drittes Album vorlegen.
Denn wo die Kombination aus Metal und elektronischen Elementen in den verschiedensten Ausprägungen, sei es nun bei Ministry, Pain, Combichrist oder Mortiis, um nur einige Beispiele zu nennen, durchaus gelingen und eine mitreißende Dynamik entwickeln kann, gelingt genau das hier nicht: Stimmen der flotte Opener „Gates To Dreams“ mit seinen unüberhörbaren Parallelen zu Mininstry wie auch das folgende, starke „Kimi Ga Yo“ (stilistisch ein Bastard aus Combichrist und Pain zu „Dancing With The Dead“-Zeiten), noch durchaus positiv, verliert das Album im Folgenden recht schnell an Reiz: Die verwendeten elektronischen Elemente klingen oft vergleichsweise billig, die Songs wirken entweder stumpf und flach oder gleich kitschig und überladen. Spätestens bei „Endlessly Revolting“ und „Whispering Clouds“, in denen auch noch Klargesang und Frauengesang in Form eines Jessy-Christ-Features dazukommt, rutscht „Les 12 Vertiges“ vollends in die Ecke beliebiger Electronic-Kapellen mit Power-Akkord-Gitarren ab. Einzig der von BZD durchaus mit Elan eingeschriene Gesang könnte hier noch hervorgehoben werden – das allein holt, aufs große Ganze bezogen, die Kartoffeln jedoch nicht aus dem Feuer.
„Les 12 Vertiges“ ist mal wieder ein Lehrbeispiel dafür, wie schwer es ist, elektronische Musik mitreißend und spannend zu gestalten – denn genau das gelingt HERRSCHAFT auf diesem Album trotz hörbarer Bemühungen nur äußerst selten.
Mag sein, dass die durch den Labelnamen geweckte und von der Musik enttäuschte Erwartung, hier etwas Progressives, Avantgardistisches geboten zu bekommen, in mein Urteil hineinspielt – Fakt ist aber: Auch vergleichsweise straighten Elektro-Metal kann man gelungener arrangieren.
Wertung: 5 / 10