Wer beim Anblick des Bandlogos zunächst denkt, er habe die neue Beherit in den Händen, könnte weiter daneben nicht liegen. Ein Blick auf das Cover (wohl das schlechteste des bisherigen Jahres) löst diese Mutmaßung sogleich in Luft auf. Zu so etwas wären die finnischen Schwarzmetaller also wirklich nicht fähig. Tatsächlich hat man es hier mit der neuen Langgrille der niederländischen Krach-Kombo HERETIC zu tun.
1995 gegründet, brachten sie bisher drei vollwertige Alben zustande, „Angelcunts & Devilcocks“ stellt somit ihr viertes Machwerk seid Gründung der Band dar. Der Titel suggeriert eine Mischung aus satanistischen und sexistischen Anspielungen, welche sich auch in den Songtiteln niederschlagen. Nachdem das Biest im ersten Track ordentlich gehuldigt wurde, geht es munter weiter im Black-N’-Roll-Karussell. Jetzt sollte eine Fahrt mit dem Karussell natürlich Spaß bereiten, es sollte ein wenig vom tristen Alltag ablenken oder ihn bestenfalls für kurze Zeit vergessen machen. Das Karussell namens HERETIC vollbringt mit ihrem neuesten Prototyp „Angelcocks & Devilcocks nichts dergleichen.
Der Spaßfaktor wird nach drei bis vier Songs unter einer Lava aus Langeweile begraben. Die Stücke sind in ihrer Gesamtheit so was von gleichförmig und vorhersehbar arrangiert und von dem offensichtlichen Vorbild Venom abgekupfert, dass es nach ein paar Stücken einfach nur noch ein einziges Ärgernis darstellt. Venom in allen Ehren, ihre Musik ist jedoch auch nicht sonderlich anspruchsvoll und doch schaffen sie es, ihren Alben eine gewisse Würze zu verleihen. Bei HERETIC sieht das gänzlich anders aus: Hier wird nur gebellt, nicht gebissen. Klar, Songs wie „Morbid Maniacs“ oder „King Sodomy“ machen Spaß, sind ganz klar mit einem Augenzwinkern zu verstehen und unter Zuhilfenahme von ein paar Bierchen lässt sich hierzu auch sicher ordentlich die Rübe schütteln, aber im Großen und Ganzen fehlt es einfach an denkwürdigen Momenten und kompositorischer Finesse. 0815-Assi-Black-N’-Roll oder, um die Metapher nochmals aufzugreifen: eine Karussell-Fahrt, die zwar kurzzeitig Spaß bereitet, die man aber kein zweites Mal unternehmen muss.
Klar ist „Angelcunts & Devilcocks“ als eine Art Satire zu verstehen. HERETIC veröffentlichen hier ein lockeres, nicht sonderlich ernst gemeintes Album – im direkten Vergleich zum Vorgänger „Gods Over Humans, Slaves Under Satan“ kann das neuste Werk aber einpacken. Der Preis für das hässlichste Cover 2013 geht jedenfalls an ihren neuesten Auswurf. Neben einem erhöhten Fremdschäm-Faktor bestätigt sich mit diesem Release meine Vermutung, auch weiterhin lieber bei den britischen Originalen Venom zu bleiben. Spaß hin oder her, mehr als ein paar nette Momente werden hier definitiv nicht geboten.
Wertung: 3.5 / 10