Das Cover von "Live At Budokan" von Helloween

Review Helloween – Live At Budokan

Das „Nippon Budokan“ in Tokio ist sicherlich eine der bekanntesten Veranstaltungsstätten der jüngeren Musikgeschichte und war bereits Ausgangspunkt für so manches gefeiertes Live-Album: Bob Dylan, Ozzy Osbourne, Dream Theater, Deep Purple – die Liste großer Namen, die ihren Auftritt im „Nippon“ festgehalten haben, ist lang. Nach Mitschnitten aus England, Spanien, Italien und Brasilien haben sich nun auch die Hamburger Power-Metal-Begründer HELLOWEEN entschieden, eines ihrer Konzerte im Land der aufgehenden Sonne einzufangen. Der Zeitpunkt könnte kaum besser gewählt sein, denn „Live At Budokan“ wurde am 16. September 2023 im Nachgang der „Super-Reunion“ mit Gitarrist Kai Hansen und Sänger Michael Kiske und der Veröffentlichung des zugehörigen selbst betitelten Albums aufgezeichnet.

HELLOWEEN haben bereits im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens so viele unvergessliche Songs geschrieben, dass sie ihre Konzerte nur mit diesem Material bestreiten könnten und kein Fan unglücklich wäre. Umso schöner ist es, dass die Hamburger auch hinter ihrem neuesten Album stehen: Mit dem fast 13-minütigen „Skyfall“ verwendet die Truppe gleich zu Beginn den vermutlich stärksten Song ihres Reunion-Albums – das kann man machen, aber dann sollte man sich seiner Sache schon sehr sicher sein. HELLOWEEN machen alles richtig und setzen mit dem Fan-Liebling „Eagle Fly Free“ noch einen drauf, um im Anschluss über die erste Hälfte von „Live At Budokan“ ein Programm zu bieten, dass neue und alte Songs im Wechsel bietet. Dabei ist es schön, dass die neuen Nummern auch im Direktvergleich ohne Schwierigkeiten mit den Klassikern mithalten können.

Dass jene Klassiker dabei überwiegen und die Alben der 2000er komplett ignoriert werden, ist kaum überraschend und auch genau richtig so. Eines der Highlights bildet „Kai`s Medley“, in dem der heimgekehrte Bandgründer alle Songs von „Walls Of Jericho“ abarbeiten darf, die es nicht ins reguläre Set geschafft haben und es sei bemerkt, dass der Mann hier eine mehr als achtbare Gesangsleistung abliefert. Zur Erinnerung: Bei Gamma Ray hat er inzwischen den Großteil des Gesangs aufgrund stimmlicher Schwierigkeiten abgegeben. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich HELLOWEEN für die Songauswahl von „Live At Budokan“ genau die richtigen Gedanken gemacht haben, denn ebenso wie ihre Besetzung enthält die Setlist alles, was die Band ausmacht.

Fans wissen bereits, dass HELLOWEEN auch live sehr gut mit drei Sängern funktionieren. Der stimmlich unfassbar gut gealterte Michael Kiske thront hier zwar eindeutig über seinen beiden Kollegen, aber wie erwähnt macht Ur-Sänger Kai Hansen ebenfalls eine gute Figur und Andi Deris ist sowieso schon seit Jahrzehnten die Stimme der Band. Überhaupt performt die Truppe auf „Live At Budokan“ auf allerhöchstem Niveau – bei drei Gitarren und drei Sängern steckt der Superlativ schon in den Grundvoraussetzungen und HELLOWEEN wissen damit umzugehen. Die Band liefert eine von Anfang bis Ende energiegelandene Darbietung und sowohl die Gitarristen als auch die drei Sänger teilen das Feld so gekonnt untereinander auf, dass die Formation stets das beste aus ihrem enormen Potenzial macht, ohne dass es – abgesehen von den teils etwas ungelenken Ansagen – je gekünstelt wirken würde.

Live-Alben von HELLOWEEN gibt es nicht gerade wenige und sie alle haben ihre Berechtigung. Dennoch gehört „Live At Budokan“ mit großer Sicherheit zu den besten Live-Mitschnitten der Hamburger, denn die rohe Energie der eingefangenen Performance stellt das Album auf eine Stufe mit dem großartigen „Live In The UK“ von 1989. Mit einer Songauswahl, die alle unverzichtbaren Klassiker umfasst und doch auch das letzte Album angemessen würdigt sowie druckvollem Sound, der dank präsentem Publikum so richtig schön nach Stadion klingt, ist „Live At Budokan“ eines der besten Beispiele dafür, wie Live-Alben heutzutage zu klingen haben. Schade ist also höchstens, dass man die zugehörige Blu-ray separat erwerben muss und es kein Package gibt.

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Wertung: 9 / 10

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