Mit „Hunt“ legen die Ukrainer von HELL:ON ihr viertes Full-Length vor, dessen Cover-Artwork große Ähnlichkeit zum Produkt des, nomen est omen, „Totempfahlkiller“ einer US-amerikanischen Serie um Mads Mikkelsen aufweist: Ein Konstrukt, bestehend aus den fleischlichen Überresten von Mensch und Pferd, drapiert mit Knochen und Skelettschädeln, irgendwie zu einem Ganzen vernäht. Zeigt uns das osteuropäische Quintett hier die Beute ihrer, angelehnt an den Albumtitel, Jagd? Nicht wissend, was mich musikalisch erwartet, regte dieses Cover inklusive Name des Albums meine Fantasie an und ich wähne mich in der Hoffnung, eine brutale Klangwelt um die Ohren zu bekommen.
Stattdessen präsentieren sich HELL:ON auf den folgenden neun Tracks gemäßigter als erwartet und entpuppen sich als ein Thrash-Death-Bastard, der zwar nicht erstaunt, aber wenigstens Spaß beim Zuhören bereitet. Jeder der kompakten Songs lebt von einem flinken Riffing, von kurzen Soli, wütendem Shouting und einer vitalen Double-Bass. Unbewusst fasste ich mit der Beschreibung auch schon das Konzept eines jeden Liedes zusammen, denn HELL:ON sind zwar meisterlich an ihren Instrumenten, aber nicht in geschickter Abwechslung. Die nur knapp über eine halbe Stunde füllende Platte vergeht schnell und kann ebenso schnell wieder vergessen werden. Selbst nach dem dritten oder vierten Hörgang gelingt es ihr nicht, markante Stelle zu Tage zu befördern, deren Erwähnung es jetzt hier wert wäre. „Hunt“ zieht kompromisslos durch und prescht ohne Pause nach vorne, verliert also nicht an Tempo, dafür aber an Charakter, denn so gelingt es den Ukrainern nicht, sich von der Masse ihrer Szene-Kollegen abzuheben.
Wer unter Thrash Metal dessen wortwörtliche Übersetzung, „dreschen“, versteht, begeht mit „Hunt“ keinen Fehlkauf. Ebenso wenig enttäuschen dürfte ein Konzertbesuch von HELL:ON, denn wer seine Mähne schütteln will, bekommt bei diesem Quintett durchgängig die Möglichkeit dazu. Einzig und allein der Hörer wird ernüchtert sein, der auf raffinierter dargebotenen Thrash Metal spekulierte, ähnlich wie Battlecross mit ihren Melodic-Death-Metal-Parts. Prinzipiell dürfte aber jeder Hörer enttäuscht sein, dass es „Hunt“ wie sein Vorgänger „Age Of Oblivion“ erneut nicht schafft, HELL:ON ein Profil zu geben.
Wertung: 5 / 10