„Austrian Black Metal“ prangt noch vor dem Booklet auf einem Blatt. In der Tat, mit HELLBOUND und AMESTIGON haben sich zwei Gruppen aus dem Nachbarland für diesen Split zusammengefunden, von AMESTIGON das bis dato letzte Lebenszeichen, dies sei am Rande erwähnt. Auch wenn man die Bands nicht unbedingt kennt, zumindest andere Projekte sind weitgehend bekannt. Silenius von AMESTIGON hat da wohl mit Summoning durchaus etwas vorzuweisen, Tharen arbeitete kurzweilig bei Nocternity mit und kann ansonsten noch Dargaard nennen. Doch alle anderen Betätigungen haben etwas gemein: sie gehen in komplett andere Klangesrichtungen.
HELLBOUND beginnen den Reigen, welcher sich über die ersten vier Tracks erstreckt. Vom ersten Moment an ist deutlich, dass die Österreicher noch stark an sich feilen müssten. Die einfache Mixtur Black Metal mit manch anderen Elementen wie „epischer“ Sprechgesang und Black Metal-untypisches Geriffe verhilft der Musik nicht dazu, das Gusto des Hörers anzusprechen. Freilich grundsolide, die Gitarrenarbeit kann sich hören lassen, der Krächzgesang ist akzeptabel, Standard ohne wirklich nennenswerte Eigenschaften. Nur das Drumming ist manchmal zu schlecht abgestimmt, dieser Punkt fällt aber noch nicht mal so stark ins Gewicht. Viel schlechter ist, dass die Musik so sehr verflacht, dass teils Langeweile aufkommt. Hinzu kommt noch der oben aufgeführte Sprechgesang, welcher in „The Voice of the North Wind“ eingesetzt wird. Viel zu lieblos und einfallslos wurde dieser gestaltet, so dass er das Stück noch ein wenig herunterzieht. Im Endeffekt lauscht man gut 25 Minuten, welche durchschnittlich sind und eher durch kleine Makel auffallen als durch zwischenzeitliche, brillante Einfälle (sieht man mal von der doch recht ansprechenden Gitarrenarbeit ab). (5.5./10)
Das zweite Quartett bietet zunächst einmal eine Art Einklang, welcher ganz nett tönt, hierbei handelt es sich übrigens um eine Art sachtes Glockenspiel. Im Anschluss ertönt räudiger Black Metal, besonders der Gesang erfreut anfangs durch dreckig-rotzige Momente. Diese Dynamik wurde aber nicht beibehalten, das Lied wurde zwar mit vielerlei Ideen aufgelockert, doch gut wurde es dadurch nicht. Fast scheint es so, als wären die knapp acht Minuten zuviel gewesen, so verflacht „Escort to the Grave“ deutlich. „A Long Paths End“ setzt ebenso mit einem Intro an, eine Art Horn erklingt und leitet schleppende, morbide Musik ein. Hier zeigen sich AMESTIGON stark atmosphärisch, Silenius krächzt sehr melodisch. Nach drei Minuten dann ein Break, in welchem Tharen Worte wispert und eine Akustikgitarre schwermütig ihre Bahnen zieht. Nach vier Minuten verklingt diese und AMESTIGON melden sich mit einem ganz vorzüglichen Riffing zurück. Auch im weiteren Verlauf ein famoser Track, gar kein vergleich mit dem soliden Eröffnungslied. „Unleashed“, darauffolgend, weiss insgesamt zu gefallen, knüpft aber keineswegs an den großartigen Vorgänger an, sondern folgt raueren Wegen. Es passt besser zu „Escort to the Grave, jedoch mit dem Unterschied, dass es kürzer und in sich stimmiger ist. So sticht die Leadgitarre deutlich hervor, welche sehr gelungen ist. (7.5/10)
AMESTIGON retten den Split, wenn man das mal so formulieren möchte, vor der totalen Eintönigkeit. HELLBOUND nutzen ihr vorhandenes Potential hier noch nicht, so dass nur Massenware herauskommt. Sicher haben auch sie ihre ordentlichen Momente, doch das reicht nun wirklich nicht. Aber AMESTIGON haben genauso noch Spielraum nach oben, wenngleich sie jetzt auch in einer anderen Liga agieren. Nutzt man jenen, so würde man Werke schaffen, die Menschen faszinieren könnten.
Wertung: 6.5 / 10