Frankreich ist, was Black Metal angeht, schon längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Man denke da nur an Gruppierungen wie Merrimack, Glorior Belli, die Szenegröße Deathspell Omega oder eben an die aus der Landeshauptstadt Paris stammenden HELL MILITIA.
Letztgenannte treiben in der französischen Szene jedenfalls schon seit geraumer Zeit ihr Unwesen und veröffentlichten 2012 mit „Jacob’s Ladder“ ihr drittes Full-Length-Werk.
Zunächst sticht dem Einen oder Anderen womöglich der Titel des Albums ins Auge. Jacob’s Ladder ist nämlich auch der Name eines 1990 erschienenen Horror/Drama-Streifens von Adrian Lyne, welcher von vielen Fans als kleines Meisterwerk angesehen wird.
Das Albumcover ist nicht minder bemerkenswert. Durch seine Farbgebung wirkt es richtiggehend modern und für ein Werk aus dem Black-Metal-Bereich geradezu steril. Von seiner Machart her fällt mir als konkreter Vergleich am ehesten Merrimacks ebenfalls 2012 erschienenes „The Acausal Mass“ ein. Es weiß auf jeden Fall zu gefallen und stellt eine willkommene Abwechslung zu den sonst so typischen Schwarz/Weiß-Motiven in diesem Bereich dar.
Zwei Auffälligkeiten, die in mir eine gewisse Spannung bezüglich der musikalischen Ausrichtung aufkommen ließen. Muss bzw. darf man sich (je nach Standpunkt) auf bahnbrechende Neuerungen gefasst machen?
Als der Reigen dann mit einem ersten Filmzitat beginnt, wird ersichtlich, dass „Jacob’s Ladder“ als Film auf dem vorliegenden Werk wohl tatsächlich mehr als nur eine kleine Randnotiz darstellt.Inwieweit sich das Album in textlicher Hinsicht auf den Film bezieht, kann ich nicht beurteilen, da ich ihn persönlich nur vom Hörensagen kenne.
Rein musikalisch jedenfalls bleibt bei HELL MILITIA im Grunde alles beim Alten. Die oft diffus anmutenden, dissonanten Gitarrenriffs sind äußerst prägnant im gesamten Soundgewand verwoben. Ihre Herkunft hört man ihnen zwar zu jeder Zeit an, sie verstehen es jedoch, durch etliche melodische Spielereien und den bereits erwähnten, immer passend eingesetzten Filmzitaten, der Musik ihre eigene Note zu verleihen. Dabei bewegen sie sich gekonnt in den Grenzbereichen des Genres, ohne aber je einen Blick darüber hinaus zu wagen. Von schnellen, brutalen Knüppelpassagen über rockig-leichte Verschnaufpausen bis hin zu kurzen, quälend langsamen Eruptionen wird dem Hörer das gesamte Spektrum dargelegt, garniert mit einer dunklen, unbehaglichen Grundatmosphäre.
Als kleines Schmankerl ist mit „Sternenfall“ sogar ein deutschsprachiger Titel vertreten. Die deutschen Vocals fügen sich hierbei passend in das Gesamtbild ein und wissen durchgehend zu begeistern.
Mit einem kurzen, ordentlich rauschenden (Radio?)Sample wird der Hörer nach dem finalen „Jericho“ dann wieder in die reale Welt entlassen. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass HELL MILITIA durch ausgewogeneres, variableres Songwriting das bis dato stärkste Werk gelungen ist, auch wenn durchaus noch Luft nach oben bleibt. Als Anspieltipps würde ich spontan „Jonah“ und „Sternenfall“ nennen, das Album überzeugt aber eher in seiner Gesamtheit. Am Besten also am Stück genießen.„Jacob’s Ladder“ sollte HELL MILITIA locker ermöglichen, auf ihrer Erfolgsleiter eine Stufe höher zu steigen. Eine runde Sache!
Wertung: 7.5 / 10