Review Heidevolk – Uit Oude Grond

Let op, HEIDEVOLK hebben een nieuw album!
Ja, HEIDEVOLK sind schon eine aussergewöhnliche Band. Nicht nur, dass die Holländer sich ziemlich untypisch für das Pagangenre weitestgehend auf ihren markanten doppelstimmigen Klargesang beschränken, ihre ‚Heimatlieder‘ sind auch noch komplett und konsequent in ihrer Muttersprache dargebracht. Wie man an dem niederländischen ersten Satz dieses Textes zweifellos feststellen kann, gestaltet sich das Verstehen des Gesagten zwar etwas holprig, aber es ist doch noch recht gut möglich. Genau dies kommt einem beim Anhören von „Uit Oude Grond“ („Aus alter Erde“), dem neuen Langspieler von HEIDEVOLK, zu Gute. Man bastelt sich seine Übersetzung so zurecht. Das sei schon einmal den sprachscheuen der geneigten Lesern gesagt.

Doch bevor wir uns noch mehr der Sprachbarriere zwischen uns und unseren meist-nicht-an-der-WM-teilnehmenden Nachbarn widmen, nehmen wir uns doch lieber der universellen Sprache schlechthin an, der Musik. HEIDEVOLK spielten sich in den letzten Jahren, spätestens nach dem Erscheinen des 2008er Albums „Walhalla Wacht“, den Ruf einer ausgesprochen erfrischenden Liveband ein. Der Mix aus metallischer Heaviness, dem faszinierenden Doppelklargesang und demauthentischen Gebrauch alter Folkinstrumente (Violine, Horn, Mandoline,Maultrommel..) konnte begeistern. Vor allem deswegen, weil man bei HEIDEVOLK nie den inflationär genutzten und dadurch arg aufgesetzten Fidelgebrauch praktizierten, wie es vielerlei durchschnittliche Bands tun, die auf der Paganwelle mitreiten.
Schon beim ersten Hördurchlauf von „Uit Oude Grond“ wird klar, dass HEIDEVOLK musikalisch gesehen an ihre Vorgängerwerke anknüpfen. Es dominiert weiterhin der charakteristische Zweigesang, der mich stark an Falkenbach erinnert. Nur vereinzelt, wie im kraftvollen Mitgröhlrefrain von „Dondergod“ (Ihr ahnts: „Donnergott“) werden Growls genutzt. Selbiges Lied eignet sich hervorragend als Anspieltip, da es ein vergleichsweise typisches Paganlied darstellt. Treibende Melodien, ein Refrain zum Mitschreien und eine epische Atmosphäre.
Was auffällt ist, dass die Folkinstrumente wirklich sehr liebevoll in dasmetallische Grundgerüst, das Ähnlichkeit mit Týr hat, eingearbeitet sind.Sei es der Violineneinsatz beim stampfend-groovigen Zwischenspiel in „Nehalennia“, oder der eher unterschwellige Horn-, Mandolinen- und Maultrommeleinsatz, niemals wirkt das Gesamtbild übersteuert oder kitschig. Dafür gibt es für all diejenigen, die es gerne etwas offenkundig folkiger haben möchten, ein wunderschönes Instrumental namens „Alvermaans Wraak“. Dieses legt ganz im Stile eines Koboldlagerfeuerliedes am Ende nen ganz schönen Zacken zu und endet stilvoll in einem zünftigen, gröhlenden Saufgelage. Sympathisch, dass man sich im Hause HEIDEVOLK nicht ganz so bierernst nimmt, bei aller Epik und Naturverbundenheit.
Ebenfalls sehr erfreulich ist der Abwechslungsreichtum, den der Silberling an den Tag legt: Gibt sich der Opener noch episch-treibend, so wartet „Ostara“ mit einemtonnenschweren Grooveriff und einer völlig leichtfüßigen Leadgitarre auf.Der Stampfer entpuppt sich aber als Uptempogranate und eh man sich versieht befindet man sich in einem Blastbeatgeprügel, bevor der Song sehr geschickt in einer Kombination aus schnellem Drumming und dem Grooveriff des Anfangs endet. Songwriting: Echt stark. So geht die wilde Fahrt dann auch weiter, immer abwechslungsreich, nie wirklich vorhersehbar. „Vlammenzee“ ist bis auf den Refrain durchgängig recht flott und die flirrenden Riffs unterstreichen lautmalerisch die vertonte Legende des Sees, der aus Feuer besteht.
Das bardeske „Reuzenmacht“ hingegen erscheint sehr erzählerisch, und portraitiert im typischen Bardengesang die Geschichte von der Erschaffung des Gelderlands. Es zeigt sich: Das kreative Potential der Band ist durchaus sehr hoch, man merkt, dass die sieben sehr darauf bedacht waren, ein ein möglichst abwechslungsreiches Album zu kreieren. Das ist aber auch nötig, denn die Klangfarbe der Gitarren ist trotz verbesserter, wuchtiger Produktion nicht sehr variabel. Homogener Klang kann leider auch leicht verursachen, dass Lieder sich ähneln und die Gefahr besteht auch, dass ein Album dadurch recht einseitig klingt. Präzedenzfall: Amon Amarth.

Hier jedenfalls gelingt die Gratwanderung mühelos. „Uit Oude Grond“ ist zwar in seiner dichten Atmosphäre schlüssig, dennoch gibt es viele voneinander sehr unterschiedliche Lieder, die in ihrer bunten Varianz viele Stunden Hörgenuss versprechen. Auch wenn das Folk/Pagan-Thema mittlerweile ja zugegeben arg strapaziert ist, das Album erzeugt eine wirklich naturverbundene, charaktervolle Atmosphäre. Epische Heldenlieder, folkige Balladen, Mitgröhl und Trinklieder, das Ganze nie zu pathetisch, musikalisch liebevoll dargereicht, Paganherz was willst du mehr? Dieses Album ist durchweg ein rundes Ding. Ausdrückliche Empfehlung für Freunde des nicht poppigen oder dudeligen Paganfolks!
(Tobi H.)

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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