Nachdem die aus Denver stammenden Nachwuchs-Thrasher sich mit ihrem Debüt nicht wirklich von der großen Masse an ähnlich gearteten Bands abzuheben vermochten, wird es dieses Jahr Zeit für einen zweiten Versuch: Mit „Time Is Up“ kehrt die Truppe ins Licht der Öffentlichkeit zurück.
Wenn die Band das hohe Niveau von „Time Is Up“ in der Zukunft halten kann, sollte sie sich um ihre weitere Karriere keine Sorgen mehr machen müssen: Wie schon auf dem vorangegangenen „Burn“ begeistern HAVOK auch auf ihrer neuen Platte wieder durch atemberaubende technische Fähigkeiten und punkten durchweg mit bestechender Leadgitarren-Akrobatik sowie der rhythmischen Genauigkeit des oft zu Vergleichen herangezogenen schweizerischen Uhrwerks.
Insbesondere das blitzschnelle „No Amnesty“ oder auch „Covering Fire“ zeigen dabei nicht nur, dass die jungen Testament sowie Forbidden vermutlich noch immer die größten Einflüsse der Jungspunde aus Denver sind, sondern auch, dass die Jungens technisch keinesfalls nachgelassen sondern sich allem Anschein nach gar noch verbessert haben: Das solistische Feuerwerk, das die Saitenhexer Sanchez und Scruggs hier abbrennen, ist ohne Weiteres auf dem Niveau der Genre-Größen anzusiedeln. Auch kompositorisch hat die Formation mit „Time Is Up“ einen großen Schritt in dir richtige Richtung gemacht.
Wie schon auf ihrem Erstlingswerk gelingt HAVOK auch beim zweiten Streich wieder der Spagat zwischen thrashiger Härte und den von der Band angepriesenen Melodien, allerdings gehen die Jungs auf ihrem neuen Album mit weit mehr kompositorischer Reife zuwerke: Songs wie etwa „D.O.A.“ und „The Cleric“ leben von weitaus durchdachteren Melodien nebst eingängiger Mitgröl-Refrains, die bestens in die sie umgebenden Brachialo-Riffs eingebettet sind und obendrein im Ohr bleiben.
Natürlich läuft das Alles innerhalb einigermaßen erwartbarer Bahnen ab, allerdings ist Thrash Metal der alten Schule nun auch nicht unbedingt der beste Raum für tief greifende Innovationen. Das Niveau der Genre-Spitzenreiter Warbringer haben HAVOK mit ihrer neuen Platte auch noch nicht ganz erreicht, allerdings konnte die Truppe mit „Time Is Up“ schon einen Großteil der Distanz gutmachen und lässt Landsleute wie Invection oder Bonded By Blood dabei vorerst am Wegrand stehen.
Hartnäckigkeit macht sich bezahlt: Mit ihrem zweiten Album haben sich HAVOK souverän von “nur einer weiteren Thrash Metal-Band“ zu einer ernsthaften Größe im Genre entwickelt. Nicht nur Genre-Puristen werden mit „Time Is Up“ ihre helle Freude haben, denn hier trifft technische Finesse auf verdammt erwachsenes Songwriting und jugendliche Wildheit.
Wertung: 8.5 / 10