Haven Of Echoes - The Indifferent Stars (Coverartwork)

Review Haven Of Echoes – The Indifferent Stars

Ihr mögt nachdenkliche und atmosphärische Acts wie Anathema, hört hin und wieder Prog wie Riverside und seid auch Post-Rock nicht abgeneigt? Extrovertierte und expressionistische Sänger wie Steve Hogarth (Marillion) oder Einar Solberg (Leprous) machen Musik für euch nicht nervig, sondern erst recht interessant? Wenn ihr all diese Fragen mit „ja“ beantwortet habt, könnt ihr im Grunde direkt zum unten verlinkten Video springen und reinhören. HAVEN OF ECHOES sollten mit ihrem Debüt „The Indifferent Stars“ euren Geschmack treffen.

Ein paar mehr Worte schaden wohl trotzdem nicht. Denn zugegeben, so ganz ist damit der Sound der Gruppe noch nicht beschrieben. Das ist nämlich gar nicht so einfach, und schon allein deshalb verdient die Platte ein großes Lob. Sie klingt neuartig. Hinter HAVEN OF ECHOES stehen der Bayreuther Multiinstrumentalist Andreas Hack und Sänger Paul Sadler. Während Andreas Hack über viele Jahre die deutsche Prog-Szene mit seiner Band Frequency Drift bereicherte und zuletzt unter dem Banner Feeling Of Presence solo unterwegs war, mögen Prog-Metal-Fans Paul Sadler als Mann hinter dem Mikro bei den britischen Proggern Spires kennen.

Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist ein klanglich dichtes, modernes und teils düsteres Album mit Wurzeln im Art-Rock. Es wird von starken Gesangsmelodien zusammengehalten, spült diese geradezu nach vorne. Denn Paul Sadler ist ein sehr ausdrucksstarker und vielseitiger Vokalist mit einem feinen Gespür für einprägsame Lines. Das wird schon im Opener „Sirensong“ deutlich und bestätigt sich im Verlauf der Scheibe mehrfach, besonders eindrücklich in der zweiten Hälfte von „Endtime“.
Er hat aber auch hörbar Freude daran, aus seiner Stimme das letzte Quäntchen Emotion zu quetschen, was insbesondere im düsteren „The Lord Giveth…“ keine leichte Kost ist. Hier gilt: lieben oder hassen. Das trifft sicherlich auch auf die Texte zu, die ebenfalls von Sadler stammen. Sie spielen bewusst mit Doppeldeutigkeiten, kommen stellenweise aufgesetzt finster daher. Das soll vermutlich einen Gothic-Touch haben und Fans dieser Stilrichtung ansprechen.

Auf der instrumentalen Seite schaffen HAVEN OF ECHOES mit Saiteninstrumenten, Synthesizern und spielerischer Perkussion einen sehr cinematischen Klang. Insgesamt schielt die Gruppe damit sicher auf Prog- und Post-Rock-Szene, lässt aber erfreulicherweise sowohl ausuferndes Instrumentalgefrickel als auch quälend lang aufgebaute Crescendos links liegen – sehr erfrischend. Darüber hinaus ist die Musik hervorragend produziert – ein wahrer Soundteppich, in den Hörer*innen wunderbar eintauchen können.

Die Handschrift von Andreas Hack, der fast alle Songs komponiert hat, ist deutlich rauszuhören. Auch wenn HAVEN OF ECHOES moderner als die meisten Frequency-Drift-Alben und deutlich greifbarer als sein Post-Rock-Ausflug Feeling Of Presence klingt, ist die Verwandtschaft nicht von der Hand zu weisen. Wer die letzte Frequency-Drift-Platte „Letters To Maro“ mochte, wird auch an „The Indifferent Stars“ gefallen finden.
Der Bayreuther hat fast alle Instrumente selbst eingespielt. Nur für das dynamische Schlagzeug und die E-Harfe hat er seine alten Frequency-Drift-Kolleg*innen Wolfgang Ostermann und Nerissa Schwarz ins Studio geholt. Letztgenannte steuerte darüber hinaus das bereits erwähnte, schwermütige „The Lord Giveth…“ bei, das deutlich spröder daherkommt als die restlichen Tracks, sich aber gut ins Gesamtbild einfügt.

„The Indifferent Stars“ lässt den Hörer alles andere als gleichgültig und teilnahmslos zurück – HAVEN OF ECHOES ist ein starker Erstling für Fans atmosphärischer und emotionaler Rockmusik gelungen. Hoffentlich bleibt es nicht bei diesem einen Lebenszeichen.

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Wertung: 8.5 / 10

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