Wer den Werdegang von HATESPHERE auch nur ein wenig verfolgt hat, weiß, dass die Dänen in den letzten Jahren nicht gerade Glück mit ihrem Line-Up hatten. Ob Bassist, Drummer, Gitarrist oder Sänger, in den letzten zwei Jahren drehte sich das sprichwörtliche Besetzungskarussel auf Hochtouren und ließ von den ursprünglichen HATESPHERE kaum etwas übrig. Nach einem ruhigen 2008 will man es nun dennoch wissen und kehrt mit Napalm Records-Albumdeal im Rücken zurück auf die Bühnen dieser Welt. Unter dem Banner des neuen Albums „To the Nines“.
Ohne die alten HATESPHERE wirklich zu kennen, ist es natürlich schwierig, das neue Werk im Kontext „angemessen“ zu bewerten. Gänzlich unvorbelastet also (höchstens vielleicht durch den guten Ruf der Dänen), kann ich dennoch behaupten: „To the Nines“ mag nicht HATESPHERE der alten Schule sein, aber schlecht klingt anders. Straighter, death-lastiger Thrash Metal, der ein überraschend großes Maß an Abwechslung bietet und dennoch sehr heftig kommt. Und egal ob nun das anbetungswürdig fett groovende „Clarity“, das verdammt kalte „Writing’s on the Wall“ oder das mitunter pfeilschnelle „Aurora“, HATESPHERE überzeugen immer. Dafür ist nicht zuletzt Shouter Jonathan Albrechtsen verantwortlich, der die klassischen Varianten extremen Gesangs allesamt mustergültig beherrscht und schonmal enstprechend qualitativ punkten kann. Aber auch sonst stimmt technisch natürlich alles, die Jungs beherrschen ihr Handwerk, sirrende Gitarrenriffs, stampfende Schlagzeug- und Bass-Grooves, alles ist da, was man für die Vollbedienung an Thrash Metal braucht. Da freut es umso mehr, dass das Album auch noch sehr fett produziert ist, wenngleich der Sound leider ein wenig charakterlos daherkommt. Ich persönlich bin also rundum zufrieden mit „To the Nines“.
Das sieht bei den alteingesessenen HATESPHERE-Fans, wie man so aus deren Lager hört, wohl etwas anders aus. Diese schreiben Albrechtsen fehlendes gesangliches Charisma zu und wünschen sich Jacob Bredahl zurück und bemängeln ferner den Verlust des ursprünglichen Sounds. Aber Freunde, was erwartet ihr denn? Dass man nach fast komplettem Line-Up-Wechsel genau da weitermacht, wo man aufgehört hat, obwohl man die alten Kennzeichen, wie eben den Gesang, sowieso nicht mehr dabei hat? Dass man sich mit einer Band, die an den alten Alben bis auf einen Protagonisten nicht mitschrieb, selbst kopiert? Da ist mir eindeutig die nun eingeschlagene Variante lieber, und in diesem Fall bin ich froh, die alten HATESPHERE nicht zu kennen, denn so kann ich „To the Nines“ gänzlich genießen, ohne im Hinterkopf haben zu müssen, was besser sein könnte.
So sieht es dann auch mit der Empfehlung aus: Freunde brutalen Thrash Metals, die mit HATESPHERE noch nichts am Hut hatten, können ohne weiteres zugreifen, alle anderen sollten versuchen, sich mit dem neuen Sound abzufinden und das Album dann als das anzuerkennen, was es ist.Unwidersprüchlich mager aber fällt leider die Spielzeit aus und kostet die Band auch die acht Punkte: 34 Minuten ist nun wirklich nicht unbedingt das, was man sich unter einem Full-Length-Album vorstellt.
Wertung: 7.5 / 10