Bereits mit ihrem Debüt-Album „Origin“ konnten die australischen Thrasher HARLOTT einiges an Staub aufwirbeln – so viel, dass sie sich nur kurze Zeit später einen Vertrag mit der traditionsreichen Plattenfirma Metal Blade sichern konnten. Seitdem stehen die Zeichen bei der Truppe aus Melbourne auf Sturm und sie veröffentlicht mit schöner Regelmäßigkeit neue Alben. Knappe drei Jahre nach ihrer letzten Platte „Extinction“ wird es wieder Zeit und so steht nun mit „Detritus Of The Final Age“ das vierte volle Album der Band vom fünften Kontinent in den Regalen.
Auf ihren vergangenen Platten konnten HARLOTT stets gut mit Evile verglichen werden und auch auf „Detritus Of The Final Age“ hat sich daran nicht viel geändert: Frontmann Andrew Hudson singt nach wie vor wie Matt Drake und damit wie der junge Tom Araya. In Nummern wie „As We Breach“, „Grief“ oder „Miserere Of The Dead“ sorgt das in Tateinheit mit entsprechend düsteren Harmonien und maximal präzisen Riffs dafür, dass die Burschen aus Melbourne verteufelt klingen wie ihre Kollegen aus Huddersfield. Nicht zuletzt weil die seit sieben Jahren kein neues Album zustande gebracht haben, ist das durchaus zu begrüßen – HARLOTT sind also auch 2020 wieder Garant für bilderbuchmäßigen Thrash Metal mit hohem technischen Anspruch.
Allerdings sind die Australier nicht erst seit gerade eben im Geschäft und wie es sich für Musiker mit Anspruch gehört, haben sich auch HARLOTT seit „Extinction“ weiterentwickelt. Wer nun befürchtet, die Herren hätten sich plötzlich eine eigene Identität zugelegt, kann aufatmen, denn die Truppe hat lediglich den Kreis ihrer Vorbilder erweitert – und zwar um Kreator: Schon in der recht knapp bemessenen Nummer „Idol Minded“ klingt Mr. Hudson mehr wie deren Mille Petrozza als wie der Slayer-Frontmann und der nachgerade hymnische Midtempo-Stampfer „Bring On The War“ könnte auch auf einer Platte wie „Violent Revolution“ stehen. Innovativ ist das alles immer noch nicht, aber diese Musiker haben definitiv Verstanden, welche Zutaten ihre Idole verwenden und können deren Rezepte absolut authentisch nachkochen.
Ein weiteres Merkmal, das den Sound von HARLOTT seit jeher prägt, ist der erfrischende Hang zu gar nicht mal so sehr versteckten Melodien, den die Band zur Schau stellt. Der machte sich schon immer in den ziemlich gelungenen Leadgitarren der Jungs bemerkbar, auf „Detritus Of The Final Age“ geht die Mannschaft aber noch einen Schritt weiter. Ist der Titeltrack bereits ein gutes Beispiel dafür, wie die Formation zwischen ihren brachialen Riff-Attacken immer wieder große Refrains unterzubringen weiß, so mutet das knapp achtminütige „Nemesis“ stellenweise unverhohlen episch an und klingt wie eine Mischung aus Evile, Kreator und Warbringer. Diese Mischung funktioniert bestens und spricht von deutlich gestiegenem Selbstbewusstsein beim Songwriting.
Auch mit „Detritus Of The Final Age“ werden HARLOTT kaum das Genre revolutionieren. Sie rücken damit aber zweifelsohne mindestens einen Schritt weiter an die Spitze ihrer Sparte und festigen ihren Halt in der Lücke, die Evile derzeit nicht ausfüllen können oder wollen. „Detritus Of The Final Age“ ist ein technisch hervorragendes und musikalisch grundsolides Thrash-Metal-Album, dem es – wie auch den vorherigen Werken von HARLOTT – vorne und hinten an eigenem Profil fehlt, das aber gleichzeitig bei Fans dieser Musik keine Wünsche offen lässt.
Wertung: 7.5 / 10