Es gibt sie also wirklich wieder – die kanadische Hard-Rock-Band HAREM SCAREM, die sich nach dem ersten Comic des allseits beliebten Karottenvernichters Bugs Bunny benannt hat. Nachdem man sich nach der letzten Studio-Veröffentlichung „Hope“ im Jahre 2008 aufgelöst hatte, waren in jüngster Zeit die Gerüchte um eine Wiederauferstehung der Truppe um Sänger Harry Hess laut geworden. Und ihre Rückkehr – die nun beschlossene Sache ist – feiert die Band mit dem Re-Release eines ihrer besten Alben: „Mood Swings“, das bereits 1993 das Licht der Welt erblickt hatte und den Status der Band als hoffnungsvolle Nachwuchsrocker festigte.
Der Wiederveröffentlichung liegt der Gedanke zugrunde, den Geist der Originalaufnahme beizubehalten und diesen in neue Kleidung (sprich: in ein neues Klanggewand) zu packen. Das Vorhaben darf als gelungen bezeichnet werden. Die Produktion ist satt und kräftig ausgefallen, ohne sich auch nur im mindesten anzubiedern. Die Gitarren klingen warm und ausgewogen und passen hervorragend zur vollen Stimme von Hess. Wüsste man es nicht besser: Dies könnte auch ein zeitgenössischer Release sein, dem es spielend gelingt, den Hörer in die Klangwelten der späten 80er und frühen 90er Jahre zu entführen.
Zu den Songs muss man wenig sagen, wenn man das Album bereits kennt; wem dies bis dato vergönnt geblieben ist, dem sei gesagt, dass „Mood Swings“ sicherlich zu den coolsten Hard-Rock-Scheiben jener Zeiten gehört, als man ohne Dauerwelle aufgefallen wäre. Es gibt eine ordentliche Portion Glam Rock, griffige Hooks und wuchtige Riffs und erbarmungslos eingängige Refrains. Das Resultat dieser zugegeben wenig innovativen Mischung kann sich auch heute noch sehen lassen. Noch immer gehört der Opener „Saviors Never Cry“ zu den besten Rock-Songs, die dieses Genre bis dato hervorgebracht hat und noch immer gehen 80% der CD direkt ins Ohr, machen Spaß und sorgen für äußerst kurzweilige Unterhaltung. Es gibt knackige Rock-Stücke („No Justice“), enorm bluesige Nummern („Jealousy“) und noch immer singt Darren Smith „Sentimental Blvd“ so gut, dass man sich fragt, warum der Mann Schlagzeuger wurde und nicht Sänger. Man ist zwar nach zwei Wochen „Mood Swings“ des Tanzens müde – aber man kann getrost davon ausgehen, dass nach einigen Wochen Pause die CD wieder zieht. So, wie das mit guten Alben eben ist.
Neben den schon bekannten elf Songs finden sich auf der CD auch noch drei neue Stücke, die sich problemlos in das Gesamtbild einfügen und sich in dieser Form auch schon vor 20 Jahren auf dem Album hätten befinden können. Alles in allem ist „Mood Swings II“ für jeden, der das Album noch nicht besitzt, eine äußerst lohnenswerte Angelegenheit geworden. Zur CD gibt es zudem noch eine DVD mit einem Making-Of zur Neuveröffentlichung sowie vier Stücke als bearbeitbare Audio-Dateien, mit denen man sich „seinen“ HAREM-SCAREM-Song basteln kann. Man darf ab jetzt auf das wirklich neue Material der Band gespannt sein. Vielleicht steht uns ja bald ein „Mood Swing III“ ins Haus …
Wertung: 8 / 10