Review Harakiri For The Sky – III: Trauma

  • Label: AOP (Art Of Propaganda)
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Black Metal

Wie lange der Hype um Post-Black-Metal noch vorherrschen wird, ist nicht vorherzusagen – fest steht allerdings, dass durch den Erfolg von Bands wie Deafheaven und Alcest viele bereits bestehende Bands aus diesem Genre an Bekanntheit gewonnen haben und sich einige neue Gruppen gründeten, die mit einer Mischung aus Post Rock und Black Metal, dem Wechselspiel zwischen Aggression und Melancholie großartige Klanglandschaften erbauen. Das in diesem Stil beheimatete Zweipersonenprojekt HARAKIRI FOR THE SKY wurde 2011 gegründet und legt mit „III: Trauma“ bereits das dritte Album in fünf Jahren vor, das stilistisch an das von Kritikern und Fans hochgelobte zweite Album „Aokigahara“ anknüpft. Dabei sparen sie den derzeit vorherrschenden Shoegazeeinfluss zugunsten eines traditionelleren melodischen Black-Metal-Sounds aus, den sie mit Post-Rock-Elementen anreichern, sodass eine Ähnlichkeit zu Bands wie Woods Of Desolation nicht von der Hand zu weisen ist.

Ob es sich auf das Songwriting ausgewirkt hat, dass HARAKIRI FOR THE SKY in der Zwischenzeit live zu einer kompletten Band angewachsen sind, ist schwer zu sagen – auf jeden Fall lassen sich die Wiener nicht lumpen, wenn es um neues Material geht: Ganze acht an der Zehnminutenmarke kratzende Songs haben die zwei Jungs auf ihrem dritten Album versammelt. Nach dem eher schleppenden, im Midtempo gehaltenen Einstieg in Form von „Calling The Rain“ steht mit „Funeral Dreams“ ein deutlich zügigerer Song an, der sich mit rhythmischen Spielereien und einigen erhabenen Melodien zum Albumhighlight mausert. Ansonsten spielen HARAKIRI FOR THE SKY auf „III: Trauma“ immer wieder das gleiche bewährte Post-Black-Metal-Muster durch, ohne dabei wirklich zu enttäuschen, allerdings auch ohne wirklich zu begeistern. Sänger J.J kann mit seinen Schreien durchweg überzeugen, mit dem sehr an James Hetfield angelehnten Klargesang in „Thanatos“ tut er sich allerdings keinen Gefallen. Auf allen Songs dominieren weite, stellenweise mächtige Flächen, wobei diese im düsteren „This Life As A Dagger“ wohl am massivsten auftreten. „Viaticum“ auf der anderen Seite zeichnet sich durch einen fast schon punkigen, extrem groovigen Schluss aus, der den Song stark enden lässt und ebenso mitreißt wie der energetische, treibende Abschluss des Closers „Bury Me“.

Handwerklich machen HARAKIRI FOR THE SKY ihre Sache demnach auf „III: Trauma“ gut, das Problem ist: Wirklich besondere Momente, die sich im Kopf festsetzen würden, fehlen. Alle Songs wirken zwar solide, bleiben aber insgesamt recht unspektakulär. Die Emotionalität, die einige ihrer Genrekollegen auszeichnet, kommt auf „III: Trauma“ oft nicht richtig rüber, da die Songs aufgrund ihrer Länge recht verwaschen wirken – ebenso wie das gesamte Album, das für seine Spielzeit einfach zu wenig abwechslungsreich gerät. Weniger wäre hier mehr gewesen, denn „III: Trauma“ ist trotz dieser Kritikpunkte alles andere als ein schlechtes Album, mit dem HARAKIRI FOR THE SKY allerdings einiges an Potenzial verschenken.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von

2 Kommentare zu “Harakiri For The Sky – III: Trauma

  1. Dieses Review zeigt das die Platte nur ein paar mal gehört wurde, wenn überhaupt. Ich habe auch zuerst so gedacht, doch das Album wächst mit jedem Durchlauf. „Wirklich besondere Momente, die sich im Kopf festsetzen“ gibt es auf dem Album zu hauf, man muss diese nur finden. Für mich bisher das feinste Album 2016 in diesem Genre.

    10/10

    1. Hi Virustrinity,

      ich habe die Platte schon so einige Durchgänge mehr als zwei Mal gehört, aber bin leider auch dann noch nicht komplett warm geworden damit. Aber klar, es kann sein, dass sich meine Meinung mit mehreren Durchläufen noch ändert, man weiß das ja nie – und für das Verfassen einer Review ist leider nicht endlos Zeit, sodass man manchen Platten unter Umständen unrecht tut. Aber: Umso besser, wenn die Platte für dich stark ist und du unseren Lesern mit deinem Kommentar einen weiteren Anreiz gibst, diese (im übrigen wirklich gute!) Platte zu hören!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert