Das Cover von "Hammer Of Dawn" von Hammerfall

Review Hammerfall – Hammer Of Dawn

Kaum zu glauben, aber wahr: Einst als Pioniere eines völlig neuen Metal-Sounds gefeiert, werden die Göteborger Power-Metaller HAMMERFALL im nächsten Jahr schon dreißig und gehören damit sicherlich zu den „großen Alten“ ihres Genres. Im Laufe ihrer langen Karriere gelang es der Band um Gitarrist Oscar Dronjak stets, sich neu zu erfinden, selbst herbe Rückschläge wie den Ausstieg langjähriger Bandmitglieder zu verkraften und sich und ihren Fans doch immer treu zu bleiben. Nach einem großartigen Live-Album sowie der klanglich überarbeiteten Neuauflage ihrer dritten Platte „Renegade“ veröffentlichen HAMMERFALL mit „Hammer Of Dawn“ nun ein neues Studioalbum.

Wer so wie diese Band bald drei Dekaden auf dem Buckel hat, dem wird mitunter sogar das eine oder andere Selbstzitat verziehen, zumal die Gefahr der Wiederholung mit fortschreitendem Dienstalter nicht unbedingt abnimmt. HAMMERFALL gehen mit diesem Umstand auf „Hammer Of Dawn“ in einer Art und Weise um, die vor allem Fans der ersten Stunde gefallen dürfte: Schon im Opener „Brotherhood“ fühlt man sich dank treibender Uptempo-Riffs, ausladender Leadgitarren und unverwechselbarer Harmonien an Hits wie „Heeding The Call“ oder eben „Renegade“ erinnert, die ja unumstritten aus der stärksten Phase der Schweden stammen.

Nun ist es nicht so, als hätte die Truppe mit „Hammer Of Dawn“ plötzlich zu ihren Wurzeln zurückgefunden, aber die Platte enthält mehr als ihr Vorgänger „Dominion“ viel von dem, was den traditionellen HAMMERFALL-Sound ausmacht: Eine Zackige Nummer wie das abschließende „No Mercy“ ruft mit ihren charakteristischen Riffs ganz ähnliche Erinnerungen wie das Eröffnungsstück wach und auch die Accept-Hommage des stampfenden Titeltracks ist etwas, das man von dieser Formation kennt. Überhaupt bedienen sich die Herren mit andächtigen „Ohoho“-Chören und üppigen Leadgitarren-Passagen deutlich stärker als in der jügeren Vergangenheit genau jener Elemente, die ihren Sound vor allem in ihren Anfangstagen geprägt haben.

Dennoch sind die Schweden auf ihrem zwölften Album auch hörbar bestrebt, ihre bekannte Formel zu variieren: In dem von einem A-cappella-Chor eingeleiteten „Reveries“ wissen HAMMERFALL wirklich zu überraschen und auch „No Son Of Odin“ oder „Too Old To Die Young“ – letzteres mit charmant selbstironischem Text – lassen aufhorchen, wenn sie von den gewohnten Harmoniefolgen abweichen. Diese Veränderungen fühlen sich ab und an etwas gewollt an – was sie ja auch sind -, nach einigen Durchläufen überwiegt allerdings die Freude daran, dass die Band noch immer zu frischen Ideen fähig ist.

Nach drei Jahrzehnten im Geschäft befinden sich HAMMERFALL in einer ähnlichen Zwickmühle wie die noch weitaus länger aktiven Iron Maiden: Wie gibt man den Fans, was sie hören wollen, ohne sich dabei selbst zu wiederholen? Wenngleich die Truppe – angeführt von Ausnahmesänger Joacim Cans – hier immer wieder ihre eigene Vergangenheit Revue passieren lässt, umgeht sie auf „Hammer Of Dawn“ doch gekonnt die schlimmsten Fallstricke eines solchen Unterfangens. Auf ihrem neuesten Album liefern HAMMERFALL viel von dem, was man von ihnen kennt und liebt. Da ist es auch kein Wunder, dass die Platte von Anfang bis Ende Spaß macht – selbst wenn die richtig großen Hits diesmal ausgeblieben sind.

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Wertung: 7.5 / 10

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