Januar 2018

Review Hamferð – Támsins Likam

  • Label: Metal Blade
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Doom Metal

Nachdem sie mit ihrer ersten EP „Vilst Er Siðsta Fet“ nur ein kleines Publikum erreichen konnten, brachten ersten Touren der Band bereits einen sehr guten Ruf ein. Dass sie mit ihrem ersten Album „Evst“ jedoch dermaßen Wellen in der Doom-Szene schlagen würden, hat sicher auch HAMFERÐ selbst überrascht. Nun sind sie nach vier langen Jahren endlich zurück und beschließen mit „Támsins Likam“ eine Trilogie, die in umgekehrter Reihenfolge veröffentlicht wurde.

Denn die neue Platte stellt den inhaltlichen Anfang der Geschichte dar, die die Mannen von den Färöer Inseln im Laufe ihrer ersten drei Veröffentlichungen erzählten. Es geht um einen Mann, der einen seiner Söhne verliert, woraufhin er und seine Frau sich voneinander entfremden. Umrahmt wird das Ganze von einem mystischen Hintergrund – denn da gibt es noch ein nicht näher definiertes Wesen, das man hinter dichten Nebelbänken oder in dunklen Nächten vermutet. Färöische Folklore drängt sich dem Doom förmlich auf.

Der Opener „Fylgisflog“ bietet jedoch zunächst nichts von den donnernden Drums oder den tonnenschweren Riffs des Vorgängers. Vielmehr wird ganz langsam und behutsam eine tieftraurige Stimmung aufgebaut, ehe nach knapp vier Minuten schier der Himmel einstürzt, als HAMFERÐ ein monströses Riff entfesseln und Sänger Jón Aldará das erste Mal seine abgrundtiefen Growls hören lässt.

Diese Spannung zieht sich im Folgenden auch konsequent durch „Támsins Likam“. Zu gleichen Teilen wunderschön und erdrückend, zerbrechlich und knüppelhart, besticht der Sound von HAMFERÐ auf deren zweitem Album vor allem darin, sich die Zeit zu nehmen, um sich zu entwickeln und somit seine atemberaubende Dynamik zu entfalten. Dazu zählt auch, dass es auf „Hon Syndrast“ auf einmal Blast-Beats zu hören gibt, was das in der Musik transportierte Gefühl der Furcht auf ein neues Level hebt. Es gibt nicht mehr nur Kälte und Einsamkeit, die einem gefährlich werden, es gibt nun auch nackte Brutalität.

Der vielleicht beste Song auf „Támsins Likam“ ist jedoch das bereits vorab ausgekoppelte „Frosthvarv“, ein hochemotionaler Track, der laut Band zu gleichen Teilen Klage- und Liebeslied ist. Mit einem angespannten und doch stillem Ton entfaltet sich hier auf über neun Minuten eine absolute Doom-Perle. Besonders der Kontrast zwischen dem wunderschönen, sonoren Bariton und den höllischen Growls von Jón Aldará macht diesen Song zu etwas ganz Besonderem. Hinzu kommt, dass die Clean-Gitarren in Verbindung mit dem Klargesang eine unheimlich packende Atmosphäre erschaffen.

Mit „Vápn í Anda“ steht die längste Nummer auf „Támsins Likam“ am Ende der Scheibe, doch gelingt es der Band anscheinend spielend, die fast elf Minuten wie im Fluge vergehen zu lassen. Erneut loten HAMFERÐ hier gekonnt beide Enden ihres Klangspektrums aus, indem sie Licht und Schatten aufeinanderprallen lassen. Dabei kollidieren die cleanen und verzerrten Passagen jedoch nicht nur miteinander, sondern gehen auch ineinander über und ergänzen sich, sodass sich der Track unweigerlich in das Hirn des Hörers eingräbt.

Vier lange Jahre musste man darben, doch das hat sich gelohnt – mehr als man sich hätte träumen lassen. Denn „Támsins Likam“ ist nichts weniger als ein Meisterwerk. Sicher, es erschließt sich nicht so schnell wie sein Vorgänger, doch bietet es im Gegenzug dem Hörer auch viel mehr, wenn man seinen Kern ergründet. HAMFERÐ haben sich auf ihrem zweiten Album in allen Bereichen gesteigert und eine Platte geschrieben, die schlicht und ergreifend brillant ist. Besser geht (Doom) Metal nicht.

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Wertung: 10 / 10

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