Ein Jahr nach ihrem Debütalbum „Soma“ legen die Hamburger von HALF ME die fünf Tracks umfassende EP „Opium“ vor. Die fünfköpfige Metalcore-Band veröffentlicht auch diese Platte über das Szene-Label Arising Empire und sticht damit aus einem Roster hervor, das vordergründig aus melodischen Core-Acts besteht, aber neben den schwedischen Durchstartern Thrown mit HALF ME eine weitere, Shout- und vor allem Breakdown-lastigere Truppe unter Vertrag hat.
„Opium“ ist näher am Death- als am Metalcore, jeder Track eine dreiminütige Abrissbirne mit lediglich vereinzelt eingesetztem Klargesang („Quitter Talk“, „Nothing Left To Lose But The Chains“). Nach einer Deathcore-Walze wie „Quitter Talk“ können HALF ME problemlos das Tempo anziehen („Fatalist“) oder djenty riffen, ohne an grundsätzlichem Härtegrad einzubüßen. Ihre Breaks spielen die Hamburger eher slammig als präzise abgehackt, was besonders bei „In Denial“ zu einer Überraschung führt, denn das Ende des Songs ist ein kontinuierlich auslaufender Breakdown.
Bei der EP handelt es sich mitnichten um B-Ware, die keinen Platz mehr auf „Soma“ gefunden hat, sondern um eine starke, wenngleich nur kleine Erweiterung des noch überschaubaren Schaffens von HALF ME. Die 15-minütige Spielzeit ist kurz, die Songs darauf kurzweilig; die Norddeutschen bieten viel Abwechslung und Songs, deren Strukturen weder eingefahren noch vorhersehbar sind, vor allem aber haben HALF ME ein Händchen für gute Übergänge und ein Gespür für stimmungsvolle Motive („Nothing Left To Lose But The Chains“).
Mit der „Opium“-EP festigen die Hamburger den guten Eindruck, den sie 2023 mit ihrem Debüt machten. Nach ihren Auftritten im Vorprogramm von Resolve im Mai dieses Jahres bleibt zu hoffen, dass HALF ME schleunigst wieder touren, um die neuen Tracks auch live vorzustellen.
Keine Wertung