Gut läuft’s für die Münchner von HAILSTONE, denn wer sich als Full-Length-Debüt schon so eine fiese Frucht aus den Lenden presst wie die fünf Death-Metal-Jünger mit „The Greater Counterfeit“, darf sich zu Recht auch schon mal stolz selbst auf die Schulter klopfen. Drei Jahre nach Bandgründung, in denen das Quintett sich unter anderem auf dem angesehenen Metalfest einen ausgezeichneten Ruf als Live-Band erspielt und sich schon mit Größen wie Obituary und Amon Amarth die Bühne geteilt hat, kann man die Herrschaften nun auch auf Platte erleben. Kann man? Sollte man!
HAILSTONE sehen sich der alten Schule des Todesstahls verbunden, und nichts anderes bekommt man auf „The Greater Counterfeit“ geboten, wie nach dem zugegebenermaßen etwas klischeebeladenen Piano-mit-Gewitter-Intro schnell deutlich wird: Aggressives Tremolo-Picking, brachiale Gitarrenwände, perfekt eingesetzte Soli und eine druckvolle Rhythmusgruppe beherrschen das Klangbild, das vom growlenden, keifenden und durchweg brutalen Organ von Sänger Daniel entsprechend ergänzt wird. Das Ganze wurde passend in Szene gesetzt durch die bombastische, glasklare Produktion, die allen Instrumenten den Platz einräumt, den sie angesichts der Fertigkeiten der Musiker auch verdienen.
Wie bereits angerissen, bewegt sich die Scheibe klar im Old-School-Death-Fahrwasser und huldigt Vorbildern wie Dismember, Evocation und Demonical sowie weiteren Akteuren der (nicht nur schwedischen) Szene. HAILSTONE lassen aber auch genrefremde Einflüsse oder melodische Momente nicht zu kurz kommen, etwa durch den Einsatz von Akustikgitarren wie im Full Break von „This Faithful Justice“. Variabilität statt Engstirnigkeit ist angesagt, jedoch im Rahmen des Genres. Soll heißen: Hier wird kein Track von vorne bis hinten durchgeholzt, vielmehr gibt Drummer Max mit seinem abwechslungsreichen Spiel den Takt an für vielseitige Rhythmen und Tempos, die jeden Song auf „The Greater Counterfeit“ zu einem kurzweiligen, knallenden Erlebnis werden lassen. Seien es das wilde Drumming mit Blastbeats und Doublebass-Attacken und die morbiden Riffs in „Epiphany“, die melodischen Leads und das explosive Finale im Titeltrack oder das klassische, zackig-hektische Thrash-Riffing in „Revenant“ – HAILSTONE zünden ein Todesfeuerwerk, das sich gewaschen hat.
Unterm Strich haben die fünf Nachwuchstalente auf ihrem ersten Silberling also alles richtig gemacht, denn „The Greater Counterfeit“ zeichnet sich durch starkes Songwriting sowie eine gelungene Performance aus und kommt ohne wesentliche Schwächen daher. Die Spielzeit von knapp 39 Minuten geht auch in Ordnung, bedenkt man, dass HAILSTONE durchweg Vollgas geben und keine Füllsongs in die Tracklist eingeschmuggelt haben. Wenn die Jungs zukünftig etwas stärker auf mehrheitsfähige Refrains oder ähnliche eingängige Elemente setzen, dürfte einem durchweg brillanten Album nichts im Wege stehen – doch auch jetzt ist die Band schon ein Leckerbissen für alle, die sich für traditionellen Death Metal mit modernem Anstrich begeistern können.
Wertung: 9 / 10