Review Häxkapell – Om Jordens Blod Och Urgravens Grepp

  • Label: Nordvis
  • Veröffentlicht: 2025
  • Spielart: Black Metal, Neofolk

HÄXKAPELL ist das musikalische Kind des Sängers und Multiinstrumentalisten Janne Posti aka Oraklet. Hier allerdings lebt der Schwede nicht etwa seine Leidenschaft für atmosphärischen Dark Folk aus – wie zuletzt für seinen Kollegen Ludvig Swärd (Forndom) auf dessen neuem Album „Moþir“ – bei HÄXKAPELL geht es um folkloristisch angehauchten Atmospheric Black Metal. 2015 gegründet, hat das Projekt derweil eine EP und ein Album veröffentlicht. „Om jordens blod och urgravens grepp“ ist damit der Nachfolger zu „Eldhymner“ von 2021.

Vielleicht das Wichtigste zuerst: HÄXKAPELL erfinden weder sich noch ihr Genre von Grund auf neu. Wer an Borknagar und Konsorten oder ganz allgemein an stimmungsvoller Schwärze Gefallen findet, dem ist schon jetzt ein Hördurchlauf empfohlen. Denn selbst wenn der schwelgende Ableger des Black Metal derweil übersättigt ist, so gibt es immer noch Formen der Darbietung, die das Schlaglicht der großen Masse neu ausrichten. HÄXKAPELL präsentieren mit „Om Jordens Blod Och Urgravens Grepp“ genau so ein Album. Oraklet verwendet für einen Großteil seiner Arrangements die Violine als Leitinstrument, was schon einmal eine Bandbreite von Romantik bis Finsternis abdeckt.

So startet der Opener „Satans Rötter“ („Satans Wurzeln“) fast hymnisch, getragen durch ein aufwühlendes Violinen-Arrangement im Zusammenspiel mit Janne Postis fantastischer Bass-Stimme. Erinnert sich noch einer an die ganzen TikToks, in denen alle plötzlich singende Wikinger waren? Ungefähr so, nur weniger peinlich. Ganz grundsätzlich ist immer ein Aufhorchen drin, wenn die Stücke von HÄXKAPELL in Cleangesang aufgehen. Im Verlauf verwandelt sich das eröffnende Stück zu einer mal rasanten, mal entschleunigten Berg- und Talfahrt, die von der beinahe beschwingten Stimmung ihres Anfangs in tiefes Dunkel führt und schwedischen Black Metal in Reinform anbietet.

Der Song „Metamorfos“ verzichtet überwiegend auf den Pathos folkloristischer Untermalung, schafft es aber dennoch mit epischen Melodien aufzuwarten, die Freiheit, Sehnsucht und Wut gleichermaßen ausdrücken. Der Track „Urgravens Grepp Är Hårt Och Kallt“ bringt anschließend mit seinen gewitterartigen Riffs, begleitet von einer einzelnen Violine, im genrekonformsten Sinne unglaublich viel Spaß. Der Titel des Albums bedeutet übersetzt so viel wie „Vom Blut der Erde und aus dem Griff des Grabes“. Kein Wunder also, dass mit dem letztgenannten, der wohl düsterste Song des Albums intoniert wurde.

Nachdem das dünkelnde „Hem“ („Heim“) für einen Moment jedwede Gewalt erstickt und nur durch eine Akustikgitarre nebst Handtrommel und Postis durchdringende Stimme ein Gefühl der Einsamkeit entsteht, bilden „Vindar Från Förr“ („Winde der Vergangenheit) und das abschließende „Den Sanna Modern Talar“ die Herzstücke des zweiten HÄXKAPELL-Albums. Auf beiden Stücken schafft Oraklet wunderbare Dramen zwischen Melancholie, Eintracht und Erlösung. Die Black-Metal- und Folk-Elemente gehen hier perfekt aufeinander ein und erschaffen den großen klimaktischen Höhepunkt einer so schon sehr gelungenen Scheibe. Die Entwicklung, die das Projekt seit seinem Debüt in Sachen Produktion und Sound genommen hat, unterstreicht all das noch einmal zusätzlich.

Es ist keinesfalls verwunderlich, dass sich HÄXKAPELL und Forndom die Klinke in die Hand geben. Die Erhabenheit, die Ludvig Swärd auf folkloristischer Ebene etabliert, übersetzt sein Kollege und Freund Janne Posti in ein stimmiges Black-Metal-Equivalent. Denn sei es einmal drum, dass der Kern von HÄXKAPELLs Musik ein nur allzu vertrauter ist: Ein kompositorisches Gespür und sein Wissen um sinnstiftende Dramaturgie kann man dem Schweden (neben seiner fantastischen Stimme) ganz gewiss nicht absprechen.

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Wertung: 8.5 / 10

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