Was verbindet man so mit Portugal? Den Geschichtsfreaks kommt sicher das Kolonialreich und die Nelkenrevolution in den Sinn, anderen der gute Wein, und mir persönlich die wunderbare Nelly Furtado (Outing muss sein, außerdem hatte nun sicher jeder mit Moonspell gerechnet). Von Wikingern im Zusammenhang mit Portugal habe ich allerdings noch nichts gehört, bis mir das Album „Ynis Mön“ von GWYDION ins Haus flatterte. Diese Südländer gibt es bereits seit 1995, doch erst nun im Jahre 2008 kann man den ersten richtigen Longplayer mit Hilfe von Trollzorn & SMP veröffentlichen. Es hat sich also doch gelohnt nicht vom Konzept abzuweichen und sich vor allem in letzter Zeit immer mehr von bekannten Gruppen des Viking Metals inspirieren zu lassen, während man vorher noch stärker dem Melodic Black Metal zuzuordnen war.
Von außen betrachtet sieht das Album wirklich gut aus, doch irgendwie trifft das auch auf Anna Kournikova zu, die trotzdem nichts gewinnt. Intro – Skip – Zweiter Track: „Rebirth“ – Willkommen an Bord und immer Richtung Norden. Ich frage mich wie man im sonnigen Süden eine derartige Musik schreiben kann ohne vorher ordentlich am Kleber geschnüffelt zu haben. Rein klangtechnisch gehen die sechs Musiker jedenfalls problemlos als echte Nordmannen durch. Sofort ist man fest im Sattel und lässt nicht allzu heftigen, melodischen Viking Metal mit allerhand Keyboardspuren, die aber stimmig wirken, auf den Hörer los. Hier und da wechselt man gekonnt zwischen schnellen Passagen und gemütlichem Schunkeln oder baut wie gegen Ende von „Descendent Of Don“ einen feinen Instrumentalpart ein. Die Erfahrung der Portugiesen hört man an vielen Stellen, die jüngere Bands sicher nicht so hinbekommen hätten. Die Inspiration durch Bands wie Ensiferum, Turisas und vor allem wohl Thyrfing ist nur schwer von der Hand zu weisen und steht dem Album dafür aber auch sehr gut. „The Trickster Of Ragnarök“ zeigt als einziger Titel noch wirklich etwas roheren Melodic Black Metal, wie ihn die Band wohl früher spielte.
„Ynis Mön“ zeigt warum man als Label nicht nur in Skandinavien suchen sollte, wenn man auf Viking / Pagan Metal aus ist. Das Warten hat sich für GWYDION gelohnt und heraus gekommen ist ein überzeugendes erstes Full Length Album mit sieben geradlinigen Songs, die für Genre-Fans ein gefundenes Fressen sind. Alles in allem also keine Anna Kournikova, die nur gut aussieht und nichts gewinnt, aber trotzdem noch keine Ana Ivanovic. Allerdings wäre diese in musikalischer Form wohl auch zu viel des für einen Mann Ertragbaren, ohne auf die Boxen zu sabbern.
Wertung: 7.5 / 10