Review Gunship – Dark All Day

Drei Jahre nach seinem selbstbetitelten Debüt legt das britische Trio von GUNSHIP kräftig nach. Der Nachfolger „Dark All Day“ macht seinem Namen allerdings keine Ehre, denn während man bei einem solchen Titel düstere Musik erwartet, liefert das Trio genau das Gegenteil: hochmelodischen Synth-Pop, mit dem die Briten sogar ihre Landes-Charts knackten.

Genau letzteres dürfte in einem Nischengenre wie Retrowave vielleicht für Irritation gesorgt haben, wo GUNSHIP doch ebenjene Nische in den Fokus einer breiteren Masse gerückt haben. Verwerflich ist das nicht, da „Dark All Day“ das Genre in einem top ausgeleuchteten Licht präsentiert, auch wenn GUNSHIP die schwermütige Seite ihres Debüts nahezu komplett verbannt haben.

Auf 13 Songs zeigen die Multiinstrumentalisten Westaway, Haigh und Gingell, was alles aus Vintage- und modernen Synthesizern herauszuholen ist. Prominente Unterstützung erhalten die Briten dabei von populären Zeitgenossen wie dem Autor Richard K. Morgan, dessen Roman „Altered Carbon“ von Netflix adaptiert wurde, oder dem Saxophonisten Tim Cappello, der durch seine Performance im Kultfilm „Lost Boys“ ebenso auf sich aufmerksam machte wie mit seinen Auftritten mit Tina Turner. Außerdem mit dabei: Tattoo-Model Kat Von D sowie Nerd-Liebling Wil Wheaton.

Blendet man die Lorbeeren für ihr Debüt aus und ignoriert die offene Kinnlade aufgrund der bekannten Albumgäste, schaffen GUNSHIP mit „Dark All Day“ dennoch eine sensationelle Retrowave-Platte. Eingeleitet wird sie mit dem süchtig machenden „Woken Furies“, dessen Refrain beeindruckend schnell in die Ohren geht, dicht gefolgt vom schmissigen Titeltrack mit Cappello und der britischen Singer-Songwriterin Indiana, an dem sich mit „When You Grow Up, Your Heart Dies“ eine kitschig-süße 80er-Jahre-Midtempo-Ballade anschließt.

Das düstere Temperament ihres Debüts lassen GUNSHIP dabei nur noch vereinzelt aufblitzen (bspw. in „The Drone Racing League“ und „Rise The Midnight Girl“), ihr Talent für Hits allerdings wesentlich öfter: Ob quirlig („Thrasher“), sanft und balladesk („Black Blood Red Kiss“) oder atmosphärisch wie im grandiosen „Art3mis & Parzival“, GUNSHIP punkten in verschiedenen Bereichen.

In „Cyper City“ tritt Sänger Westaway etwas auf die Bremse und spart sich eine weitere beeindruckte Hookline, wodurch der Song zu einem waschechten Retrowave-Vertreter avancieren kann. Auch auf dem finalen Hit „The Gates Of Disorder“ hält sich Westaway zu Gunsten einer Steigerung mit Gänsehaut-Effekt zurück – das Trio hat ein ausgezeichnetes Händchen für die Wahl zwischen einer Fokussierung auf Gesang, Musik oder Atmosphäre.

Es ist nicht weiter verwunderlich, dass GUNSHIP auf „Dark All Day“ somit auch keine Ausfälle zu verzeichnen haben, sondern nur Tracks, die nicht brillant, sondern lediglich gut sind, da sie zu sehr im Schatten der anderen übermächtigen Hits stehen („Honour Among Thieves“, „Symmetrical“ sowie das Cover von „Time After Time“).

Vorhang auf und Bühne frei für diese drei jungen Talente aus England, die genau das sind, was sie im Opener „Woken Furies“ besingen: „You are like digital thunder, you are electric head, you are out of control“ – danke für diese hochexplosive Mischung namens „Dark All Day“!

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Wertung: 9.5 / 10

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2 Kommentare zu “Gunship – Dark All Day

  1. Ich sags doch, Synthwave klaut dem Metal die Fans.
    Gunship ist echt gut, wenn man es verträumt aber düster mag.
    Wer’s dagegen gerne härter hätte, soll sich Carpenter Brut und Perturbator reinziehen.
    BTW, bei YT gibt’s echt geile Mixtapes mit dem Namen „It Came From The 80s“.
    +Kuss+

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