Groza-Nadir

Review Groza – Nadir

GROZA haben sich seit ihrer Gründung durch Frontmann P.G. 2016 im modernen Black Metal fleißig hochgearbeitet. Wo am Anfang noch durchgängig (gerechtfertigte) Vergleiche zu anderen Black-Metal-Bands (Mgła, Uada) gezogen wurden, haben sich die Bayern mit ihrem im September veröffentlichten dritten Album „Nadir“ mittlerweile einen eigenen Namen gemacht. Zugegeben, die Ähnlichkeit zu den genannten Bands lässt sich mit Sicherheit auch hier nicht leugnen. Trotzdem schaffen es GROZA, mit den sechs Songs auf der neuen Scheibe  eigenständig zu beeindrucken.

Die ersten beiden Tracks „Soul: Inert“ und „Asbest“ gehören zweifelsfrei zusammen. Wie jede gute Melodic-Black-Metal-Platte fängt auch „Nadir“ mit einem bedächtigen, melancholischen Intro an. Das artet in ein Crescendo aus und geht direkt in den ersten vollständigen Song über. Mit diesem wagen sich GROZA sogleich an eine grundlegende Veränderung. Frontmann P.G. singt nämlich erstmals auf Deutsch und das Resultat kann sich hören lassen! „Asbest“ eskaliert schnell in kalte Riffs und flinke Drums, während die Vocals die Musik kaum verständlich, aber mächtig intoniert begleiten. Obwohl die Instrumente wie so oft immer wieder zu einer bestimmten Monotonie verschwimmen, ist der Song trotzdem mit wehmütigen Melodien und herzzerreißenden Lyrics nur so vollgestopft. So hält jede Sekunde des Songs neue Details bereit. Ein verzweifeltes „Diese Sehnsucht reißt mich am Ende entzwei“ beschert dem Track ein jähes Ende.

Auch Lieder wie „Dysthymian Dreams“, „Equal. Silent. Cold.“ und „Deluge“ können ohne Probleme mit der vorangegangenen Schwermut mithalten, sodass man sich nach jedem Song aufs Neue fragt, ob man jemals wieder glücklich werden wird. Herrlich! „Dysthymian Dreams“ schwankt zwischen rasend-wütendem Metal und geheimnisvollen langsamen Parts, wobei die Raserei deutlich überwiegt. „Equal. Silent. Cold.“ mutet teils beinahe militärisch an, da der Songtitel und die restlichen Lyrics unerbittlich und herrisch über der Musik gesungen werden. Das Ganze nimmt beinahe apokalyptische Ausmaße an, die sich besonders durch das gebrüllte Mantra „Bellum omnium contra omnes“, was so viel heißt wie „Krieg aller gegen alle“, verstärken. „Deluge“ ähnelt dagegen eher einem Sturm, der langsam aufzieht, tobt, und wieder donnernd abzieht. Auch hier ist der Wechsel zwischen sanft und brutal ein entscheidendes Stilmittel, das dem Song eine schöne Tiefe verleiht.

„Daffodils“ schließt als letzter Song die Platte und beherbergt bekannte Gäste! Auf dem Lied vertreten sind J.J. und M.S. von Karg/Harakiri For The Sky, die dem Werk zusätzlich noch ihren eigenen Geschmack beifügen. Das Resultat ist ein beinahe zehnminütiges, melodisches Kunstwerk, das zwischen sanften und düsteren Melodien bis treibenden und explosiven Screams und Riffs so ziemlich alle Elemente des Genres beinhaltet. So unschuldig der Titel des Liedes vielleicht klingen mag, so hoffnungslos und finster sind die Lyrics. Nur verständlich, da das Lied dem 2023 verstorbenen Bassisten M.S. gewidmet ist.

Obwohl GROZA sich weiterhin gekonnt an den bereits etablierten Mitteln des Melodic Black Metal bedienen und wenig besonders innovative Charakteristika mit einbringen, ist „Nadir“ trotzdem ein sehr hörenswertes Album. P.G. beweist aufs Neue ein Händchen für packende und erschütternde Lyrics und gemeinsam mit seinen Bandkollegen hat er ein solides drittes Album erschaffen. Die Platte hat ihren Platz in der Szene durchaus verdient, schließlich muss das Rad nicht jeden Tag neu erfunden werden.

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Wertung: 8 / 10

Redaktion Metal1.info

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