(Doom Metal / Stoner Rock) Heiße Anwärter auf das unansehnlichste Cover-Artwork des Jahres sind die Briten GROAN mit ihrem zweiten Album „The Divine Right Of Kings“. Mit dem hier zur Schau gestellten Mut zur Hässlichkeit scheinen sich die Insulaner an die, nennen wir es mal „fragwürdige Ästhetik“ der Scheiben der Landsmänner Cathedral anzulehnen. Aber auch musikalisch wandeln die jungen Herren auf den Pfaden der Doom-Veteranen, werfen dabei jedoch eine dicke Portion Stoner Rock hinzu und vermischen die einzelnen Zutaten zu einer flotten und modernen Form von Siebziger-Jahre-Rock.
Erstaunlich ist dabei, wie oft das Quartett auf das Gaspedal tritt, hat man doch schließlich nach eigenen Angaben in den neun Monaten nach Release des Debüts das Bruttoinlandsprodukt eines kleinen afrikanischen Staats verqualmt. Nun, dass die Vorliebe für eine bestimmte Art von Wasserpfeifen nicht selten kreative Hochleistungen zur Folge hat, wissen wir schon spätestens seit Black Sabbath, auf die hier im siebten Track nicht nur im Titel unmissverständlich angespielt wird. So weit muss man aber gar nicht durchhören, um den Einfluss der Urgesteine zu erkennen. Schon das gespenstische Intro mit heimsuchenden Riffs, hintergründigen Klageschreien, satanischen Botschaften und dem ganzen Krempel macht klar, wohin die Reise gehen wird.
Sabbath-Klon also? Nein. Retro-Trip? Schon eher. Wem die Musik nicht genug aussagt, kriegt es von Sänger Mazzereth zu Beginn von „Magic Man“ in einer flammenden Kurzpredigt im Zack-de-la-Rocha-Stil noch mal unter die Nase gerieben: „I’m talking about reaching for the Sabbath, the DC, the Priest. I’m talking about reaching for the Halen, the Quo, the Creedence. You fight the world with some tasty Stooges. You make your body move with some Grand Funk, some Foghat.“
Taking care of rock heißt hier also die Devise. GROAN halten die Fahne eines nicht totzukriegenden Genres hoch und zeigen, dass diese Art von Mucke auch im Jahr 2012 noch richtig frisch klingen kann. Gitarrist Daniel Wainwright (erst zarte 21 Jahre jung) schüttelt sich scheinbar mühelos ein cooles Riff nach dem anderen aus dem Ärmel, die von der hohen, eindringlichen Stimme von Mazzereth gewürzt werden. Dabei geht der Vierer, wie schon angedeutet, eher zackig und mit viel Groove zu Werke, als sich allzu lange in zähflüssigen Lava-Gefilden aufzuhalten. Letztere bekommt man etwa im epischen „Dissolution“ und dem Titeltrack an finaler Stelle geboten, der mit Chören und Orgel-Intro eine sakrale Atmosphäre erzeugt und als einziger Song mit deutlicher Überlänge ausgestattet ist.
Und wieder wurde einmal bewiesen: Von Äußerlichkeiten sollte man sich nicht täuschen lassen und vor allem nicht auf den Inhalt schließen. GROAN legen mit „The Divine Right Of Kings“ ein zeitgemäßes Rock-Album mit allerlei traditionellen Einflüssen vor, das mit seinen Doom- und Stoner-Elementen vom ersten bis zum letzten Song Spaß macht.
Wertung: 8 / 10