Die erste Jahreshälfte brachte überraschend viele starke Alben aus dem Grenzbereich zwischen Retro-Rock, Stoner und Doom hervor, sei es nun das Debüt von Jess By The Lake, die neue Scheibe von Duel oder das erste Lebenszeichen von Molasses. Aber leider hat das alte Sprichwort „Ein bisschen Schwund ist immer“ nur allzu oft recht und so liefern GREEN ORACLE mit ihrem selbstbetitelten Debüt in diesem Jahr einen ersten musikalischen Durchhänger des Genres ab. Das Trio aus der Toskana serviert drei Songs mit einer Gesamtspielzeit von fast einer Stunde ab, die den Hörer vor einige Herausforderungen stellen. Da hilft auch keine pseudo-humorvolle bzw. -beeinflussende Botschaft weiter, die sich einem offenbart, wenn man die Titel der drei Songs hintereinander liest.
Songs von solch enormer Laufzeit brauchen entweder einen Überfluss an Wendungen, Ideen und Raffinesse oder aber präzise eingesetzte Monotonie, die den Hörer packt. Leider beherrschen GREEN ORACLE weder das eine noch das andere, weshalb sich bereits der Opener „Please“ in den ersten zehn Minuten vollkommen uninspiriert dahinschleppt. Zähe Keyboard-Sounds überlagern schleppende Riffs und erst nach und nach erklingt verhallter Gesang. Der Song klingt, als wäre er spontan im Studio entstanden, da er jegliches Hauptthema oder eine klare Struktur vermissen lässt. Auch das folgende „Do“, das mit knapp 20 Minuten das längste Stück des Albums ist, schlägt in eine ähnliche Kerbe. Im Verlauf des Songs kommt aber zum ersten Mal so etwas wie Atmosphäre auf. Die Mischung aus rituellem weiblichem Gesang, Drones und gegen Ende einsetzenden, mehrstimmigen Vocals erzeugt eine fast schon schamanistische Stimmung. Warum nicht gleich so?
Mit dem abschließenden „Hallucinogens“ folgt dann aber der absolute Tiefpunkt. Keine Struktur, kein Ziel, kein Sinn, dafür aber jede Menge Obertongesang, Synthesizer-Elemente und allerlei stark verfremdet klingender Kram machen diesen Track zu einer echten Geduldsprobe. Psychedelic- und Jam-Charakter in allen Ehren, aber das ist dann wohl doch etwas zu dick aufgetragen. Den letzten Nerv raubt einem die Produktion des Albums, die die ohnehin schon verschachtelten und konfusen Songs zu allem Überfluss auch noch sehr dumpf und matschig klingen lässt.
Damit ist „Green Oracle“ ein ziemlich unbefriedigendes Debüt, das von ein paar guten Momenten im zweiten Track nicht wirklich überzeugen kann. Hier zeigt sich mal wieder, dass der zu häufige Konsum von Cannabis doch Nebenwirkungen haben kann.
Wertung: 4 / 10
Vaffanculo Crucco Testa di Cazzo.
Let me guess – you play in the band? ;)