Review Graveworm – Engraved In Black

Nach drei Alben und einer Mini-CD bei Serenade Records ist „Engraved In Black“ die erste Veröffentlichung beim Branchenriesen Nuclear Blast. Am Sound geändert hat sich seit der 2001er Veröffentlichung „Scourge Of Malice“ eher wenig geändert, nur etwas aggressiver ist das neue Werk ausgefallen.
Die bekannten Trademarks vernachlässigen Graveworm aber auf keinen Fall. Zwischen die schnellen Parts gesellen sich immer wieder ruhige Stellen und Gothic-Einflüsse sind nach wie vor nicht von der Hand zu weisen, wenn diese gegenüber dem Black Metal inzwischen auch unterlegen sind. Dazu kommen die sowohl in den gekreischten, geröchelten und auch den Growl-Parts überzeugenden Vocals von Stefan Fiori und die immer noch stark vertretenen, aber wirklich nicht allzu vordergründigen Keyboardmelodielinien von Sabine Mair.
Und egal, wie viele Vergleiche im Vorfeld mit Dimmu Borgir, Cradle Of Filth und Satyricon gezogen wurden – vergesst sie alle. Einflüsse sind definitiv herauszuhören, aber vergleichen kann man diese Bands untereinander nicht wirklich. Dimmu und Cradle werden leider ohnehin bei jeder Band im melodischen / atmosphärischen Black Metal Sektor zum Vergleich herangezogen, völliger Unsinn meiner Meinung nach. Man kann schließlich auch nicht jede Death Metal Band mit Six Feet Under und Cannibal Corpse, oder jede Power Metal Band mit Blind Guardian und Helloween vergleichen. Graveworm haben sich über die Jahre einen recht eigenständigen Stil erarbeitet, und verfeinern ihn auf „Engraved In Black“ weiter.

Der 8minütige Opener „Dreaming Into Reality“ wird gern mit Hypocrisy anno 1999 verglichen, dazu kann ich aber nichts sagen, da ich von Hypocrisy zu wenig Sachen kenne. Auf jeden Fall ein starkes Stück, wie auch Track 2 „Legions Unleashed“, der größtenteils richtig heftig drauf losknüppelt und sehr aggressiv ist, aber immer wieder durch Tempo- und Rhythmuswechsel sowie ruhige und atmosphärische Passagen bereichert wird, die zum Teil sehr vom Keyboard getragen werden. Und wie schon erwähnt, ist das Keyboard nicht nur Mittel zum Zweck, sondern wichtig für den Songaufbau. „Legions Unleashed“ war übrigens der Song, der mich nach nur einmaligem Hören schon zum Kauf des Albums überzeugt hat, und ich habs nicht bereut.
„Renaissance In Blood“, „Drowned In Fear“ und „Beauty Of Malice“ schlagen auch etwa die selbe Richtung ein – hämmernde aber trotzdem melodische und ruhige Parts mit einigen Breaks. Allesamt klasse Stücke, die keine Längen aufweisen. „Abhorrence“ beeindruckt zwar auch mit melodischem Geknüppel, das Grundgerüst besteht aber aus düster-romantischen Gothic-Klängen mit Black Metal Schlagseite. Fällt insgesamt gesehen aber etwas vom starken Rest des Albums ab.

Etwas ganz besonderes ist „Thorns Of Desolation“. Mit Dudelsäcken und Flöten, die sich mit mächtigem Rhythmusdrumming vermischen, wird eine genial-verträumte Atmosphäre geschaffen, die wirklich beeindruckend ist. Ein weiteres Instrumental ist „Apparition Of Sorrow“, dass im Gegensatz zumeher fröhlich klingenden „Thorns Of Desolation“ sehr düster und bedrohlich wirkt. Als Füller kann man diese beiden Stücke nun wahrlich nicht bezeichnen, fügen sie sich doch klasse ins Album ein, sind sehr lecker anzuhören und schaffen neben der Atmosphäre auch ein wenig mehr Abwechslung.
Zum Abschluss gibt es nicht die in fast allen Reviews diverser Magazine angepriesene R.E.M.-Coverversion von „Losing My Religion“, diese wird es nämlich nur auf der Japan-Version geben. Stattdessen gibt es auf der Erstauflage im DIGI-Pack den Pet Shop Boys-Klassiker „It’s A Sin“ im typischen Graveworm-Gewand, dass dem Song überraschend gut steht, sich noch überraschender perfekt ins Gesamtbild einfügt und ganz nebenbei alle Pet Shop Boys Fans schnellstmöglich killen würde.

Durch die Produktion von Andy Classen bekam die Scheibe einen bombastischen und überwältigenden Sound verpasst, mit dem man sich vor nichts und niemandem verstecken muss.
Für engstirnige True Black Metaller werden Graveworm nach wie vor eine Band sein, die in großem Bogen umgangen werden wird. Für alle Freunde von melodischem und atmosphärischem Black Metal, oder auch Gothics ist „Engraved In Black“ auf jeden Fall einen Versuch wert!

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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