Review Grave Pleasures – Doomsday Roadburn

  • Label: Century Media, Svart
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Rock, Post-Punk

Was als Beastmilk gegründet und nach bandinternen Streitigkeiten kurzerhand als GRAVE PLEASURES neu gegründet wurde, hat sich in den letzten Jahren zur vielleicht spannendsten Post-Punk-Band unserer Zeit entwickelt: Auf „Climax“ (Beastmilk), „Dreamcrash“ und „Motherblood“ präsentierten sich die Musiker um Fronter Mat McNerney (Hexvessel) nun schon dreimal in Folge als Meister ihres Fachs – jetzt soll ein Live-Album die Qualität der Band auf der Bühne dokumentieren.

Und wo ließe sich dieser Beweis besser führen als auf dem Roadburn Festival, diesem Liebhaber-Event, underground und legendär zugleich, bei dem Atmosphäre und perfekter Sound stets im Zentrum aller Bemühungen stehen? Wohl nirgends. Die Entscheidung, die dortige Show von 2018 als erstes Live-Dokument von GRAVE PLEASURES zu veröffentlichen, ist damit so naheliegend wie richtig: Am Resultat, „Doomsday Roadburn“, stimmt entsprechend fast alles bis ins kleinste Detail.

Da wäre zunächst der Sound: Das Gros der Live-Alben krankt bekanntlich daran, dass sie entweder nach billigem Bootleg klingen oder aber so sehr auf Studio-Sound poliert sind, dass gar kein Konzertflair mehr zu spüren ist. Bei „Doomsday Roadburn“ reicht es, die Augen zu schließen, schon wähnt man sich im Publikum: Applaus, der weder ein- noch ausgeblendet klingt, Ansagen, die nicht geschnitten wirken und ein lebendiger, perfekt eingepegelter Sound – genau so muss ein Live-Album klingen! Ob hier besonders viel nachbearbeitet wurde, um diese Atmosphäre zu rekonstruieren, oder besonders wenig verändert wurde, weiß nur der Experte im Tonstudio. Fakt ist: Er sollte Schulungen geben – von seinem Wissen könnte mancher Star-Produzent lernen.

Ist diese Klippe umschifft, steht und fällt die Atmosphäre eines Live-Mitschnitts mit der Performance der Band. Auch hier liegt mit „Doomsday Roadburn“ ein Paradebeispiel einer rundum gelungenen Live-CD vor: McNerney führt mit wenigen, aber wohlgewählten Worten durch ein Set, dessen Fokus zwar auf „Motherblood“ liegt, das aber natürlich auch bis zurück in Beastmilk-Zeiten reicht. So ist das bisherige Schaffen der Band in der knapp einstündigen Show nicht nur verdammt lässig und lebendig, sondern auch allumfassend repräsentiert.

Ob es nach dem rundum stimmigen Live-Mitschnitt die beiden Bonus-Tracks aus der „Motherblood“-Session als heimatlose Anhängsel wirklich noch gebraucht hätte, ist eine Philosophiefrage. In Anbetracht der sonstigen Qualität von „Doomsday Roadburn“ sollten jedoch selbst pedantische Live-Album-Puristen über diesen „Affront“ hinwegsehen können.

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Wertung: 9.5 / 10

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