Review Grave Digger – The Living Dead

  • Label: Napalm
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Heavy Metal

Wenn es in Deutschland mehrere verlässliche Adressen für qualitativ hochwertigen Heavy Metal gibt, so stehen GRAVE DIGGER zweifelsfrei ganz weit oben in der Liste. Seit beinahe 40 Jahren ist die Truppe um Sänger Chris Boltendahl nun schon in der Metal-Landschaft unterwegs und hat mit Alben wie dem Erstlingswerk „Heavy Metal Breakdown“ oder dem Schottland-Geschichtskurs auf Albumlänge genannt „Tunes Of War“ so manch zeitlose Götterscheibe dagelassen. Von der Originalbesetzung übrig ist nur Chris Boltendahl, was der Band aber nach wie vor innewohnt, ist der unermüdliche Spirit aus der Frühphase, denn von Ermüdungserscheinungen zeigt die Truppe keine Spur. In den letzten Jahrzehnten konnte sich die Hörerschaft konstant ohne große Pausen über neuen, qualitativ hochwertigen musikalischen Stahl aus dem Norden Deutschlands freuen und nur ein Jahr nach dem bislang letzten Output „Healed By Metal“ stehen GRAVE DIGGER mit „The Living Dead“, ihrem 19. Langeisen, vor den Türen der Metalheads.

Diesen wird dringend empfohlen, dem neuen Album der Veteranen die Tür auch zu öffnen, denn was GRAVE DIGGER hier zelebrieren, zeugt abermals vom Können der Band und von der nach so langer Zeit noch immer uneingeschränkt vorhandenen Power. Das Spektakel beginnt bei der vor Kraft strotzenden, nach vorne preschenden Riffwalze „Fear Of The Living Dead“, an das sich die langsamer gehaltene Hymne „Blade Of The Immortal“ nahtlos anschließt, deren Refrain schnell zum Mitsing-Klassiker bei Konzerten avancieren sollte. Die geballte Ladung an rasantem Schwermetall bleibt jedoch keineswegs aus und ereilt den Hörer in Form von Up-Tempo-Brechern wie dem zackigen und zugleich düster angehauchten „When Death Passes By“ oder „Insane Pain“. Was auch immer GRAVE DIGGER gerade zelebrieren, die Songs strotzen allesamt vor mächtig aus den Boxen dröhnenden Riffs, die die Matte nur so ins Schleudern bringen und profitieren von Chris Boltendahls markanten Vocals, die mal rau, mal melodisch vollends überzeugen und über die Jahrzehnte hinweg nichts von ihrer Energie eingebüßt haben.

Wo GRAVE DIGGER draufsteht, ist einmal mehr schlussendlich auch genau das drin – jedenfalls größtenteils. Nummern wie „What War Left Behind“, When Death Passes By“ oder „Shadow Of The Warrior“ klingen dermaßen straight nach klassischem GRAVE-DIGGER-Material, dass es schwer vorstellbar ist, dass sie aus diesem Jahrhundert stammen. Am Ende richtet sich die Platte jedoch in denkwürdiger Manier an alle, die Veränderung und Stiländerungen, beziehungsweise -ausbrüche hören wollen. „Zombie Dance“ zeigt die gestandenen Heavy-Metal-Titanen dann nochmal von einer anderen Seite: Verspielt und bester Partylaune gibt man sich an der Seite der österreichischen Ska-Pioniere Russkaja launigen Polka-Klängen hin, informiert darüber, dass der ach so bedrohliche Reaper ein DJ-King ist und fordert den Hörer auf, gefälligst in den Tanz mit einzusteigen – bei einem Ohrwurm-Refrain wie diesem kein großes Problem. Ein Song, der sicher auf geteilte Meinungen trifft und nicht jedem Hörer zusagen wird, ein ungewohntes, aber letztlich gelungenes Experiment stellt er für GRAVE DIGGER in jedem Fall dar.

Seit 38 Jahren in Betrieb, schwermetallisch, keine Spuren von Rost – so in der Art könnte eine Beschreibung für GRAVE DIGGER anno 2018 lauten und „The Living Dead“ bescheinigt deren Wahrheitsgehalt, handelt es sich doch um eine Platte, die den Klassikern der Gruppe in nicht viel nachsteht und zweifelsfrei einen der stärksten Outputs der neueren Schaffensphase darstellt. Dass der traditionelle Heavy Metal lebt, ist bekannt – GRAVE DIGGER, die auf Album Nummer 19 nach wie vor so frisch und energetisch klingen wie in den 80ern und 90ern, sind aktuell einer der stichhaltigsten Beweise dafür.

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

Ein Kommentar zu “Grave Digger – The Living Dead

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