Der legendäre Hard Rock-Frontmann Graham Bonnet erlebt derzeit seinen zweiten wenn nicht sogar dritten Frühling: Einst bei Schwergewichten wie Rainbow, Alcatrazz oder Michael Schenker Group angestellt, blieb es bis auf wenige Gastauftritte lange ruhig um den charismatischen Anzugträger. In den letzten Jahren änderte sich das allerdings, denn nicht nur fand Mr. Bonnet wieder mit dem blonden Saitenhexer aus Sarstedt zusammen, sondern brachte dank Frontiers Music auch seine Solo-Karriere wieder in Schwung. So veröffentlicht seine GRAHAM BONNET BAND mit „Meanwhile, Back In The Garage“ dieser Tage ihr neuestes Album inklusive DVD.
Auf „Meanwhile, Back In The Garage“ bietet Mr. Bonnet einen Querschnitt seiner bisherigen Karriere, zumal sich das Material auf dieser Platte maßgeblich an den in der Einleitung genanten Stationen orientiert. Nummern wie der Titeltrack, „Incest Outcest U.S.A.“, „Long Island Tea“ oder „Man On The Corner“ gehen dabei stark in Richtung Alcatrazz oder Impellitteri und präsentieren sich als entsprechend zackige Heavy- bzw. U.S. Metal-Brecher. Derlei Stücke stellen den Großteil des Materials auf dem neuen GRAHAM BONNET BAND-Album und dank des superben Gitarrenspiels von Jag-Panzer-Axtschwinger Joey Tafolla kann sich das auch durchaus hören lassen.
Songs wie „Past Lives“ oder „Sea Of Trees“ erinnern dazu angenehm an die Zeit des Herrn Bonnet bei der Michael Schenker Group und mit den beiden Cover-Nummern „Living In Suspicion“ und „We Don’t Need Another Hero“ wandelt die Mannschaft mit gut gelauntem Hard Rock auf den Spuren von Rainbow. Wer Graham Bonnet kennt, weiß, dass der Mann mit einem etwas eigenwilligen Organ gesegnet ist, was einerseits zu seiner Unverwechselbarkeit beiträgt, gleichzeitig aber auch nicht jedermanns Sache ist. Auf „Meanwhile, Back In The Garage“ fällt der Gesang des Mannes nicht ganz so stark aus der Rolle wie noch auf Alben wie „Assault Attack“ oder „Down To Earth“ – im Opener „Meanwhile, Back In The Garage“ klingt er sogar derart auf den Punkt, dass man Autotune vermuten möchte.
Insgesamt macht Graham Bonnet auf dem neuen Album seiner Solo-Band stimmlich eine ziemlich gute Figur und singt mit gewohnter Emotion und Intensität, liegt allerdings hier und da noch immer etwas daneben. Das tat er jedoch schon immer und es wirkt ja auch irgendwie charmant und ist letztendlich das, was seine Performance einzigartig macht. Hinzu kommt, dass der Bandchef anders als viele seiner Kollegen Texte schreiben kann, die weit mehr als Anhäufungen der üblichen Klischees und Plattitüden in unterschiedlicher Kombination sind, weshalb „Meanwhile, Back In The Garage“ voll ist von intelligenten und nicht selten auf den Punkt sozialkritischen Texten, was neben der exzellenten musikalischen Darbietung eine der größten Stärken dieses Albums ist.
Kritisch könnte man nun natürlich argumentieren, dass das, was die GRAHAM BONNET BAND hier aufbietet, von den bisherigen Bands des Frontmanns schon zu einem früheren Zeitpunkt geschaffen wurde – stimmt, aber genau das ist ja auch der Plan: Anstatt ein Cover-Album seiner bisherigen Erfolge aufzunehmen und so zu einem peinlichen Nostalgie-Akt zu verkommen, schart Graham Bonnet lieber überaus fähige Musiker um sich und schreibt neue Songs, die Fans seiner bisherigen Alben und Bands ansprechen sollen. Wer „Meanwhile, Back in The Garage“ gehört hat, weiß, dass das klappt.
Wer mit der Stimme von Graham Bonnet bisher nichts anfangen konnte, wird vermutlich auch mit „Meanwhile, Back In The Garage“ nicht bekehrt werden, wenngleich das Album vermutlich der beste Anlaufpunkt für Neulinge ist, denn so gut wie hier klang der Mann mit der eigenwilligen Gesangstechnik vielleicht noch nie. In erster Linie wenden sich GRAHAM BONNET BAND mit ihrem neuen Album jedoch an Fans von Alcatrazz, Impellitteri und Michel Schenker Group und die bekommen mit „Meanwhile, Back In The Garage“ dank der hochkarätigen Begleitband von Mr. Bonnet ein tolles Album im Stile ihrer Lieblingsplatten.
Wertung: 8.5 / 10