Review Grafvitnir – Keys To The Mysteries Beyond

Der Underground-Black-Metal ist in vielerlei Hinsicht eine Welt der Extreme – sei es nun thematisch, musikalisch, qualitativ oder quantitativ. Während viele Bands nach nur einer Veröffentlichung für immer im Nichts verschwinden oder erst Jahrzehnte später wieder in Erscheinung treten, gibt es auch solche, die geradezu aberwitzige Mengen von Material herausbringen. Zu letzteren zählen auch GRAFVITNIR, die seit 2014 jährlich mit einer neuen Platte aufwarten. Mit „Keys To The Mysteries Beyond“ erscheint nunmehr bereits das fünfte Album der schwedischen Melodic-Black-Metaller, die sich darauf – ganz im Einklang mit dem fantastischen, ikonischen Artwork – mit allerlei okkulten Themen auseinandersetzen.

Stilistisch wie lyrisch geben sich GRAFVITNIR auf „Keys To The Mysteries Beyond“ durch und durch genretypisch. Instrumental irgendwo zwischen Dissection und Naglfar angesiedelt, zeichnen sich die Songs durch ihre gleichwohl stürmischen und melodischen Tremolo-Riffs, ihre kaum jemals gedrosselten Blast-Beat-Salven und ihre bemerkenswert giftigen Screams aus. Vor allem letztere klingen derartig fies, dass GRAFVITNIR damit durchaus aus dem Gros vergleichbarer Bands hervorstechen. Damit hat es sich jedoch leider auch schon mit den Alleinstellungsmerkmalen.

Weder an Akustikgitarren noch an ausgefeilten Leadmelodien oder sonstigen kleinen Experimenten zeigt sich das Trio interessiert, sodass man auf „Keys To The Mysteries Beyond“ das unerfreuliche Gefühl bekommt, denselben Song immer und immer wieder zu hören. Daran ändern unglücklicherweise auch die gelegentlichen Samples wie etwa das stürmische Windrauschen auf „Nidhögg“ oder das Wolfsgeheul auf „Vargavinter“ nicht viel. Gerade weil GRAFVITNIR den Großteil der knappen Dreiviertelstunde über derart gleichförmig musizieren, fallen die beiden spacigen Keyboard-Zwischenspiele „Crossing The Abyss“ und „Journey Into Storms“ umso mehr aus dem Rahmen und tragen deshalb auch kaum dazu bei, dem Album mehr Facetten zu verleihen.

Dass die Tracks derart austauschbar sind, ist insofern besonders bedauerlich, als sie an sich durchaus solide klingen. Die bereits erwähnten Screams haben ordentlich Biss, die düsteren Riffs sitzen und die Produktion hat genau den richtigen schwarzmetallischen Härtegrad. Was GRAFVITNIR fehlt, ist also schlichtweg das eigenständige Songwriting, das das Potential ihrer für sich genommen starken Performance zu Tage befördern könnte.

Man könnte gewiss sagen, dass Fans von Dissection und Naglfar an „Keys To The Mysteries Beyond“ vermutlich gefallen finden würden. Dass ebenjene von dem Gehörten beeindruckt wären, ist jedoch höchst unwahrscheinlich. Ein Song gleicht hier nämlich dem anderen und kaum einer davon ist in irgendeiner Weise markant. Handwerklich gibt es an dem fünften Full-Length von GRAFVITNIR zwar eigentlich nichts auszusetzen, doch in puncto Kreativität liegt die Platte kaum über dem Durchschnitt des Genres, in dem es wesentlich spannendere Werke zu entdecken gibt. Wer in seiner Musiksammlung in der Melodic-Black-Metal-Sparte ohnehin noch viel Platz frei hat, kann einen Kauf jedoch durchaus in Erwägung ziehen.

Wertung: 6 / 10

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