Review Go Go Berlin – Electric Lives

  • Label: Sony
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Rock

Unbeschwerter moderner Rocksound mit Vorliebe für die 70er Jahre war es, der GO GO BERLIN im letzten Jahr mit zu den größten Newcomern in Dänemark werden ließ und der ihnen auch anderswo auf dem Globus sehr viel Sympathie entgegen brachte. Die fünf authentischen Jungs aus Aarhus tourten nicht nur exzessiv durch Deutschland und Europa, sondern spielten Shows in Indien, den Staaten und China. Mit „Electric Lives“ steht nun das zweite Album der Gruppe in den Startlöchern und man darf gespannt sein, wie die Band Ihren kraftvollen und lebensfrohen Sound weiterentwickelt hat. Bedenkt man, was die nach dem Album benannte Single schon angedeutet hat, dürfte aber klar sein, es wird etwas ernster.

GO GO BERLIN haben sich, das fällt bereits sehr früh auf, trotz oder eben wegen der ausgiebigen Reisen durch die ganze Welt im Songwriting und soundtechnisch erheblich weiterentwickelt. Längst ist nicht mehr alles locker, luftig und heiter, sondern die fünf „Kids“ sind reifer geworden und „Electric Lives“ ist facettenreich wie das Leben selbst. Fröhliche, ausgelassene Momente existieren genauso wie melancholische Augenblicke und Trauer. Selbst apokalyptische Szenarien sind kein Tabu mehr. Und doch, irgendwie schaffen es die Dänen immer wieder Hoffnung zu verbreiten und auch im Schlechten etwas Gutes zu sehen. Eine Stärke, die nicht jeder Band gegeben ist.
Die auffälligste Neuerung ist aber der zuweilen modernere Klang in vielen Stücken, auch wenn dabei nicht alle Trademarks des Debüts verschwunden sind. Vielmehr arbeiten GO GO BERLIN an ihrer eigenen Identität und einem eigenen Sound, der sie aus der Masse heraushebt. Besonders erfreulich sind der Detailreichtum und die Abwechslung, mit der hier zu Werke gegangen wird. So ist es längst nicht mehr nur Christian Vium, der hier am Mikrofon agiert, sondern es gibt vermehrt mehrstimmige Gesangspassagen, die den Emotionen in den Songs mehr Nachdruck verleihen. Auch bei den Instrumenten wird jedem einzelnen der Musiker bedeutend mehr Freiraum eingeräumt und dies kommt besonders Keyboarder/Pianist Anders Søndergaard zugute, ohne dass die Gitarren oder der Bass an Bedeutung verloren haben.

Die qualitativ sehr hohe Dichte an Songs macht es schwierig einzelne Glanzlichter herauszupicken und doch stehen ein paar Stücke für dieses Album wie keine anderen. „Kids“ beispielsweise ist ein groovender Rocksong, der, nicht zuletzt schon wegen seiner Unbekümmertheit, bereits sehr gut auf den Vorgänger gepasst hätte. Das folgende „Famous Till The End“ überzeugt vor allem durch seine spooky und doch beschwingt wirkende Atmosphäre, die zum Tanzen anregt. Mit der Ballade „Rest For The Restless“, bei welcher Christian Vium die ganze Gefühlsbandbreite seiner Stimme zeigt, und „Electric Lives“, einer zum Nachdenken anregenden, sich immer mehr steigernden Halbballade, gibt es zwei ältere Stücke zu hören, die bereits im letzten Jahr fester Bestandteil der Live-Sets waren.
Das Highlight des Albums folgt jedoch erst mit dem 2-in-1-Song „Starlight/WDYW“. Hier ist die Vorliebe für die Großen der Zunft, namentlich The Doors, deutlich zu hören und die hypnotisch tanzbaren Strukturen im ersten Teil der Nummer, der Übergang zu Part II und das Finale des Songs bilden eine perfekte Symbiose. Der Abschluss der Scheibe ist, bis zur abschließenden Ballade „You Are The Sun“, wieder deutlich straighter gehalten und besticht durch die klassischen Trademarks dieser sympathischen Jungs.

GO GO BERLIN haben mit „Electric Lives“ ein Album geschaffen, das viele Facetten bereithält und das zum Tanzen genauso einlädt wie zum Nachdenken. Der Hörer kann die Seele baumeln lassen und in gewisser Weise können diese Songs sogar Balsam für die Seele sein.

https://www.youtube.com/watch?v=gdrPUhxccB0

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Christoph Ilius

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