Tja. Manchmal machen die Bands es einem leicht, sich über sie lustig zu machen. GLORYHAMMER sind so ein Fall. Man könnte wunderbar über den Namen lachen, oder über den Albumtitel „Tales From The Kingdom Of Fife“, den man immerzu mit „r“ schreiben will, damit die Ähnlichkeit zu Rhapsody Of Fire noch deutlicher würde. Man könnte darüber schimpfen, dass es keine, aber wirklich gar keine Versuche gibt, auch nur einen Deut eigenständige Musik zu machen. Dass das Album ein reines Mash-Up von allen bisher geschriebenen Alben von Rhapsody of Fire ist. Dass es bescheuert ist, ein solches Album mit dem Spruch „Gloryhammer is a band like no other“ zu bewerben. Dass der Kopf dahinter, Christopher Bowes von Alestorm, lieber bei dem Piratenthema hätte bleiben sollen als eine Fantasy-Version von Schottland zu erfinden.
Wenn man damit aber fertig ist, muss man anerkennen, dass „Tales From The Kingdom Of Fife“ ein paar verdammt gute Lieder enthält. Der erste echte Track auf dem Album, „The Unicorns Invasion Of Dundee“, ist so einer. Double-Bass im Uptempo, galoppierende Gitarren und typische Keyboardeffekte des Power Metals. Dazu kommt, und das gilt ausnahmslos für das ganze Album, die hervorragende Gesangsleistung von Thomas Winkler, der dem einen oder der anderen von Emerald bekannt sein sollte. Eine gelungene Hookline und schon vergisst man als Hörer fast, was für ein textlicher Unsinn gesungen wird (irgendetwas über eine Armee untoter Einhörner?). In ähnlicher Bauart macht GLORYHAMMER weiter: Die Songs sind alles andere als abwechslungsreich geschrieben, aber immer gut eingespielt, sodass selbst ein simpler Track wie „Magic Dragon“ schnell ins Ohr geht. Besonders erfreulich ist, dass die Produktion nicht so breiig geraten ist wie bei Alestorm, sondern meistens ganze Arbeit geleistet wurde. Lediglich bei sehr schnellen Passagen, wie auf „Amulet Of Justice“, entgleist das Klangbild.
Variationen muss man aber mit der Lupe suchen. Kleinere Zwischenspiele und Effekte wie ein Cembalo oder düstere Sprechpassagen sollen offenbar die einfache Songstruktur von „Tales From The Kingdom Of Fife“ auflockern, sind aber für jeden vorhersehbar, der irgendwann in seinem Leben einmal ein Album von Rhapsody Of Fire gehört hat. Auch die Ballade „Silent Tears Of Frozen Princess“ erinnert nicht nur von den verwendeten Begriffen verdächtig an Rhapsodys „Frozen Tears Of Angels“, sondern ist auch in jeder Hinsicht eine austauschbare Kitschballade geworden. Der einzige Song, wo GLORYHAMMER beim Songwriting etwas abwechslungsreicher gearbeitet haben, ist der Endtrack mit dem fragwürdigen Titel „The Epic Rage Of Furious Thunder“ – ein Ansatz, den man ausbauen könnte.
Und doch, man muss es in aller Deutlichkeit sagen, vereint GLORYHAMMER trotz seines skrupellosen Abschreibmarathons eben auch die Vorteile der italienischen Vorbilder auf „Tales From The Kingdom Of Fife“: Große Melodielinien, toller Gesang und durch und durch vorhandener Ohrwurmfaktor heben das Album bei aller Kritik aus dem Mittelfeld empor. Besonders den Schweizer Sänger Thomas Winkler sollte man im Auge behalten. Genrefans werden mit dem Album wirklich gut bedient. Was aber dringend geboten ist, ist ein abwechslungsreicheres, eigenständigeres Songwriting, mehr frische Ideen und eine Abrüstung an der pathetisch besetzten Adjektivfront. Dann könnte sich GLORYHAMMER seinen eigenen Platz erspielen. In dem Genre ist schließlich Platz für weitere Bands wie Rhapsody Of Fire. Nur eben nicht für einen Klon.
Wertung: 7.5 / 10