Es ist jedes Mal wieder eine schwierige Frage: Was macht man bloß mit den ausgeprägten Genrebands, die verhältnismäßig innovationslos und mit klaren Anlehnungen an andere Genregrößen ihre Musik einspielen? Einerseits ist das ja irgendwo berechtigt und verdient – musikalische Befähigung vorausgesetzt – die entsprechende Beachtung. Andererseits ist es auch anstrengend, immer wieder dieselben Melodieführungen und Textbausteine zu hören. Die Schwermetaller GLORYFUL aus dem Ruhrpott fügen dieser Geschichte mit ihrem Debütalbum „The Warrior’s Code“ ein weiteres Kapitel hinzu. <br><br>
Die Voraussetzungen sind für GLORYFUL gar nicht so schlecht: Ihre EP „Sedna’s Revenge“ wurde bei Erscheinen 2010 äußerst positiv aufgenommen, drei Jahre später haben die Jungs mit Massacre ein Label für ihr Debütalbum gefunden. Mit Dan Swäno konnte ein wirklich versierter und erfahrener Produzent gefunden werden und auch musikalisch hat die Band spürbar an Präzision und Können zugelegt. Nur leider hat sich an der stilistischen Engführung wenig geändert. GLORYFUL bewegt sich irgendwo zwischen maidenartiger Gitarrenarbeit, Textbausteinen von Manowar („Gloryful’s Tale“), gnadenloser Selbstreferenzialität („Heavy Metal – More Than Meets The Eye“) und „Ohohoho“-Chören à la Hammerfall („The Warrior’s Code“). Die Songs sind dabei in sich nicht einmal schlecht geschrieben, sodass sie trotz ihrer Dauer selten richtige Längen aufweisen.
Richtig gute Laune will aber trotz der schon erwähnten soliden Musikfraktion und der äußerst überzeugenden Produktion nicht aufkommen – besonders die erste Hälfte der Scheibe wirkt schlicht etwas ideenlos. Dies bessert sich aber im Verlaufe des Albums und spätestens ab der zwar an und für sich auch nicht bahnbrechenden, aber wirklich stimmungsvollen Ballade „Chased In Fate“ spielt GLORYFUL seine Stärken aus: Atmosphärische Sounds und der wandlungsfähige Sänger Johnny sind Pfunde, mit denen man wuchern könnte. Schade, dass der Rest der Scheibe so hemmungslos aufs Gaspedal drückt, denn vielleicht hätte die Band in häufigeren ruhigen Zwischenparts eine Lücke im Genre finden können.
Da alle Tracks der EP noch einmal für „The Warrior’s Code“ eingespielt wurden, zeigt sich hier zudem besonders der Kontrast zwischen den Erwartungen, die man hatte haben können: Die älteren Songs zeigen sich auch in der Neueinspielung abwechslungsreicher und weniger straight. Besonders „Death Of The First Earth“ sticht in dieser Hinsicht hervor.
Was bleibt also? GLORYFUL liefern mit „The Warrior’s Code“ ein durchaus gelungenes Debüt, das gute Instrumentalisten und einen variationsfähigen Sänger einführt. Das Songwriting aber oszilliert zwischen guter Varianz in den einzelnen Songs bei gleichzeitig mangelnder kompositorischer Eigenständigkeit. Der Genrefan sollte die Scheibe wenigstens Probe hören, zumal hoffnungsvoller Nachwuchs aus dem Inland doch eher selten ist. Alle anderen aber werden wenig Freude an „The Warrior’s Code“ haben.
Wertung: 6.5 / 10