Aus dem südnorwegischen Lillesand stammt Torbjørn Sandvik, der mit seinem Projekt GLITTERTIND seit 2001 musiziert. Der Bandname dürfte schon durch Dimmu Borgir bekannt sein, gemeint ist eine der höchsten Erhebungen in Norwegen. Ja, Norwegen liegt dem jungen Torbjørn (1985er Jahrgang) sehr am Herzen, das hört man „Evige Asatro“ von vorne bis hinten an.
Musikalisch bewegt sich der gute Junge im punkrockigen Bereich, nicht ohne einen starken folkloristischen und zuweilen epischen Einschlag zu vernachlässigen.Auf „Evige Asatro“ – ich bespreche hier den um zwei Stücke erweiterten Re-Release von 2004, das Original erschien ein Jahr zuvor – finden sich neben zwei Instrumentalen (Intro und „Skumring“, zu deutsch Dämmerung), fünf neu arrangierten Traditionals („Sønner av Norge“, „Nordmannen“, „Se Norges blomsterdal“, „Om kvelden“ und „Norges skaal“) noch – fix gerechnet – sechs Eigenkompositionen. Diese stehen inhaltlich den national-romantischen Texten der Volkslieder in Nichts nach. So besingt „Fjellheimen gir meg fred“ hymnenhaft die Schönheit einer Berghütte, in der zarten Ballade„En stille morgen – 1349“ geht es um den Pestausbruch in Norwegen (wie der aufmerksame Hörer der gleichnamigen Band sicherlich weiß) und der schnelle Punk/Metal-Feger „Evige Asatro“ lässt T(h)or wieder über Nordland ziehen. Natürlich kann man von einem sechzehn/siebzehnjährigen Jungen, denn so alt war Herr Sandvik, als „Evige Asatro“ aufgenommen wurde, keine kompositorischen Höchstleistungen erwarten. Und auch technisch ist das Album noch in keinem ausgereiften Stadium. Die Produktion lässt Druck vermissen und der Gesang Torbjørns klingt beispielsweise beim Refrain von „Fjellheimen…“ ganz schön schief. An anderer Stelle, bei „En stille morgen – 1349“, weiß der gefühlvolle Gesang jedoch besser zu überzeugen. Der Anfang des Openers „Karl den Store“ erinnert frappierend an „Bonnie & Clyde“ von den Toten Hosen und „Olav Digre“ ist irgendwie ’ne ganz schön lahme Nummer. Beim traditionellen Liedgut macht „Nordmannen“ eine Spitzenfigur, das Lied dürfte dem ein oder anderen bereits unter dem Namen „Mellom bakkar og berg“ von STORM begegnet sein. Die restlichen Folksongs dümpeln etwas vor sich hin und hauen nicht weiter vom Hocker.Glittertind setzt mit „Evige Asatro“ insgesamt keinen musikalischen Meilenstein. Dazu sind einige Schwächen einfach nicht zu übersehen, so die dünne Produktion, phasenweise der unbeholfene Gesang und ein paar echt unspannende Songs.
Auf der Haben-Seite steht aber – vielleicht auch gerade WEGEN dieser Schwächen – ein wunderbares Zeugnis eines jungen Menschen, der mit viel Liebe und Inbrunst einen Haufen Lieder über „sein Norwegen“ dahinschmettert. Das ist derart sympathisch, dass selbst der schräge Chorus von „Fjellheimen…“ die Sehnsucht nach diesem tollen Land immer wieder aufs neue entfacht. Ein paar richtig tolle Songs setzen sich tief im Hirn und Herzen fest, und man mag diese CD, so ausbaufähig Torbjørns musikalische Leistung auch ist, nicht mehr missen.
Wertung: 6.5 / 10