(Ambient / Black Metal / Post-Rock / Drone) Man muss schon sagen, die Entstehungsgeschichte von GLERAKUR und seinem Debüt „The Mountains Are Beautiful Now“ ist etwas Besonderes. Ursprünglich damit beauftragt, die Musik für das im National Theater Of Iceland aufgeführte Stück „Fjalla-Eyvindur Og Halla“ zu schreiben, kreierte der isländische Komponist Elvar Geir Sævarsson von der Aufführung selbst inspiriert eine Klanglandschaft aus Ambient, Black Metal, Post-Rock und Drone, die bei Prophecy Productions Jubelstürme auslöste. Es folgten die EP „Can’t You Wait“ und ein Auftritt auf dem Prophecy Fest mit vier Gitarristen, einem Bassisten und zwei Drummern, der in seiner Intensität selbst Neige (Alcest) beeindruckte. Nun soll sich also zeigen, ob die monumentale Musik von GLERAKUR auf Platte genau so überwältigend ist wie auf der Bühne.
Dass es in der literarischen Vorlage zu dem Album um Mord, gesellschaftliche Ächtung, Einsamkeit und die mitleidlose Natur eisiger Berglandschaften geht, ahnt man beim Hören anfangs noch nicht, denn der Opener „Augun Opin“ beginnt eher ruhig mit leichtfüßigen, hellen Akustikgitarren. Der Reihe nach treten jedoch hallende Ambient- und dezente Electro-Klänge hinzu, bis die Stimmung schließlich umschlägt, als dann raue, kalte Tremolo-Gitarren den Platz im Scheinwerferlicht einnehmen. Diesem Kontrast zwischen der malerischen Schönheit und dem gnadenlosen Gleichmut der Natur begegnet man im Zuge der 50 Minuten, die man mit dem weitgehend instrumentalen, ersten Full-Length von GLERAKUR zubringt, immer wieder.
Auf den unterschwellig bedrohlichen, mit geisterhaften Backing-Vocals und monotonen, kratzigen Gitarren versehenen Titeltrack der 2016er EP folgt mit „Fagurt Er Á Fjöllum Núna“ die wohl gefühlvollste Nummer der Platte. Hier treffen sanfte Clean- auf frostige Backing-Gitarren, die im Zusammenspiel das Bild einer friedlichen, schneebedeckten Bergkuppe malen. Im fünfzehnminütigen Abschlusstrack „Strings“ entfesselt GLERAKUR mit seinen tragischen Gitarrenwällen jedoch schließlich einen gigantischen Schneesturm, der jede Hoffnung auf ein gutes Ende erkalten lässt. Die Stimmung, nach der die musikalisch erzählte Geschichte verlangt, wurde auf „The Mountains Are Beautiful Now“ eindeutig erfolgreich umgesetzt.
Das große Problem, vor das GLERAKUR uns stellt, ist jedoch, dass die Songs oftmals doch zu langgezogen und repetitiv sind, wodurch die an sich sehr stimmigen Arrangements ab einem gewissen Punkt ihren Reiz verlieren. Es ist geradezu erschöpfend, das ganze Album durchzusitzen, beinahe so, als müssten man selbst einen Blizzard überstehen. Hinzu kommt, dass einzelne Abschnitte wie das plumpe Stampfen gegen Ende von „Fagurt Er Á Fjöllum Núna“ und das immer wieder aufkommende Dröhnen keinen ersichtlichen Zweck im Gesamtkonzept erfüllen.
Die Hintergründe von „The Mountains Are Beautiful Now“, aber auch die Musik selbst sind auf alle Fälle bemerkenswert und es ließe sich sogar argumentieren, dass GLERAKUR den Charakter von Eis und Schnee treffender einfängt als die meisten Black-Metal-Kapellen. Dennoch bedurfte es nicht der endlos langen Wiederholungen der kompositorischen Motive, sodass die Musik (wie bereits auf der EP) auf Albumlänge einfach zu ermüdend ist. Die schönen Melodien und Klänge können die Eintönigkeit und die zum Teil übertrieben stumpfen Klangkonstrukte letztlich nicht ganz aufwiegen. Somit funktioniert das Konzept von GLERAKUR live offenbar besser als auf einem Tonträger.
Wertung: 6.5 / 10