Dass Metalcore gerade seinen zweiten Frühling erlebt dürfte an den wenigsten vorbeigegangen sein. Im Gegensatz zum in den frühen 2000ern stark am Melo Death orientierten Metalcore, bedient sich die neue Welle an Bands mehr an progressiven und rhythmischen Elementen. Dass dieses Konzept vollends aufgehen kann, zeigt nicht nur der Hype um die Architects. Auch Newcomer wie Currents oder Polaris überzeugen bislang mit qualitativ hochwertigen Releases. Die Kopenhagener Kombo Ghost Iris versucht nun mit ihrem dritten Album „Apple Of Discord“ ebenfalls an diesen Erfolgen teilzuhaben.
Auf ihrem im Jahr 2017 veröffentlichten Album „Blind World“ zeigten die Dänen zwar gute Ansätze, letztendlich haperte es aber an der konsequenten Umsetzung dieser. Doch leider, so viel vorweg, ist genau dies auch heuer das größte Problem der Band. Zu viel Stückwerk wird auf „Apple Of Discord“ geboten. Neben technisch feinen und eingängigen Riffs steht in der nächsten Sekunde ein Breakdown, den man so schon zig Mal besser gehört hat. Nach einem härteren Backstreet-Boys-Song („Beauty In Expiration“) folgt mit „The Rat And The Snake“ ein Brecher, der sich gewaschen hat. Gerade das lässt den Hörer an dieser Scheibe verzweifeln: In einem Moment nimmt sie Fahrt auf, um im nächsten mit Vollgas an die Wand zu fahren. Selbiger Vergleich trifft auch auf die Vocals zu. Während gerade noch die tiefen Growls einem mit dem Vorschlaghammer den Kopf zertrümmern, kommen völlig deplatzierte Cleans um die Ecke, die einen erschaudern lassen. Dabei sollte es sich schon längst auch nach Dänemark herumgesprochen haben, dass die Qualität von Metalcore-Bands sinkt, je höher der Klargesang ist…
Trotz allem Gemecker muss man GHOST IRIS eins lassen: Technisch ist das alles einwandfrei und dazu auch fett produziert. Sobald die härtere Gangart eingelegt wird macht es großen Spaß und dass auch das mit den Refrains klappen kann beweisen sie auf „Final Tale“. Leider ist das aber zu wenig um auf Albumlänge zu überzeugen. Zu oft driftet „Apple Of Discord“ in die Belanglosigkeit ab. Ebenso trauen sich GHOST IRIS nicht aus ihrer Komfort-Zone auszubrechen. Wo andere Bands atmosphärische Zwischenspiele oder mal ein Solo einbauen, verfolgen die vier Mannen strikt ihre Linie mit möglichst tiefen, djentigen Riffs. Am Ende bleibt ein verwirrter Hörer zurück, der einerseits von der durchaus vorhandenen Energie angetrieben, anderseits von der fehlenden Finesse im Songwriting ausgebremst wird.
GHOST IRIS schaffen es auf ihrem dritten Album somit nicht, aus den Fehlern ihrer vorigen Platten zu lernen. Man mag meinen, dass sie den Titel des Albums zu wörtlich genommen haben, denn auf „Apple of Discord“ herrscht von Anfang bis Ende Zwietracht. Schade eigentlich, denn Songs wie die angesprochenen „Final Tale“ und „The Rat And The Snake“ zeigen, dass hier deutlich mehr drin gewesen wäre. So sind GHOST IRIS aber weiterhin nur eine Band von vielen.
Wertung: 5 / 10