GHOST BRIGADE aus Finnland haben für mich, obwohl die Gründung nun auch schon sechs Jahre her ist, immer noch Newcomer-Status. Macht aber nichts, denn von „Until Fear No Longer Defines Us“, bereits dem dritten Album der Truppe, heißt es, dass sie den eigenen Stil in Perfektion, aber nichts neues biete – Eine gute Gelegenheit, sich mit dem Sound der Truppe auseinanderzusetzen.
Was dieser „eigene Stil“ genau ist, lässt sich mit den klassischen Genres eigentlich nicht abstecken, obwohl GHOST BRIGADE hier alles andere als schwer nachvollziehbar agieren: Ambitionierte, kreative beinahe-cleane Gitarren mit Klargesang wechseln sich mit old schooligem Doom / Death ab, über den entweder geschrien oder wiederum klar gesungen wird. Wirkt letzteres nur als ausgleichendes Element, um den Sound nicht zu ruhig und verspielt wirken zu lassen, sind es die ab und zu über diesen Teppich gelegten Leadgitarren, die die Komponente noch einigermaßen spannend wirken lassen. Der harte Kern des Albums wirkt jedenfalls weder böse noch hart, atmosphärisch regiert eindeutig eine durchaus finnische Melancholie, die so butterweich umgesetzt ist, dass man versucht ist, den Songs einen gewissen Pop-Appeal zuzuschreiben. Ein klarer Fall von Easy Listening sozusagen – die Refrains gehen wunderbar ins Ohr, können aber aufgrund mangelnder echter Kontraste auf dem Album nicht wirklich Wiedererkennungswert aufweisen. Hinzu kommt der Umstand, dass die Texte doch sehr offensiv Love-Song-Klischees bedienen, was in Kombination mit dem sehr schmeichelnden, glattgebügelten Sound doch erstmal verdaut werden will.
Auf „Until Fear No Longer Defines Us“ passiert nicht viel, es gibt keine Ecken und Kanten und manchmal scheint das ganze doch sehr auf den nächsten Depri-Charthit getrimmt. Nur: Es ist verdammt gut gemacht, die Melodien auf dem Album sind stimmig und die Atmosphäre erweist sich als lückenlos, technisch passt alles und auch der Sound ist exzellent.
Die konstante Aufrechterhaltung der (selben) Atmosphäre hat jedoch auch den Preis, dass man nach dem 9minütigen, mit klagenden Gitarrentupfern auftrumpfenden „Breakwater“ und damit nach 42 Minuten des Albums eigentlich schon genug hat, welches dann aber noch einmal 18 Minuten weitergeht – nicht schlechter, aber augenfällig gleichförmig.
Schlussendlich muss wohl jeder selber überlegen, wie er das neue GHOST BRIGADE-Album für sich interpretiert. Ich stehe der Scheibe durchaus zwiegespalten gegenüber, nie weiß man, ob bei diesen Wohlfühl-Nummern, die die Songs auf „Until Fear No Longer Defines Us“ mit Sicherheit sind, nicht ein bisschen zu dick aufgetragen wurde, oder ob es nicht doch einfach schön ist, dass die Gruppe ihren Sound derart kompetent auf CD bannen kann. Vermutlich ein bisschen von beidem.
Wertung: 7.5 / 10