„This tale is a tragic one“ – ja, wahrlich tragisch soll es zugehen auf GEORGE TSALIKIS erster Solo-Scheibe „The Sacrifice“. Alles schreit förmlich nach epischem Ausmaß, nach dem ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, sei es das Cover, auf dem sich ein männliches Otto-Katalog-Model vor tiefenpsychologisch ausdeutbarem Rot zwischen zwei – selbstverständlich weiblich verfleischlichten – Prinzipien entscheiden muss, oder sei es die Tatsache, dass man die einzelnen Songs als „Chapter“ firmieren lässt, was wiederum den epischen Charakter der CD unterstreichen soll: Alles an dieser Veröffentlichung wirft sich in Pose. Dazu passt die Charakterisierung der Scheibe durch das beigefügte Promo-Schreiben: „Was würdest Du tun? Was würdest Du opfern? Um deine Liebe vor den Fängen blutsaugender Unholde zu retten?“ Ja, eine gute Frage, deren Antwort zwar die meisten kaum interessieren dürfte, die jetzt aber in Form von „The Sacrifice“ trotzdem beantwortet wurde. So viel Tiefgang kann einen schonmal dazu bringen, oben erwähntes Rot zu sehen, farblich bewegt sich GEORGE TSALIKIS aber vor allem im Bereich des ewigen Graus.
Man könnte selbstverständlich auch von adliger Blässe sprechen; blass bleibt an „The Sacrifice“ nämlich so einiges. Nicht nur das permanent von Kitsch bedrohte Konzept der Scheibe, seine von nahezu jeder Teen-Sendung ausgeschlachtete Story-Line, auch der Sound ist blass ausgefallen. Zwar haben die Gitarren einen hohen Verzerrungsgrad, so richtig fett fallen aber auch sie nicht aus, wobei sie immerhin noch prägnanter sind als die dünnen Drums und der kaum vorhandene Bass. Auch um die Songs selbst steht es nicht viel besser. Man bewegt sich zumeist im Midtempo-Bereich, ab und an langsamer, fast nie schneller. Diesem rhythmischen Gleichschritt entspricht auch die über weite Strecken einfallslose Melodieführung des Gesangs und die gutmütig noch als simpel zu bezeichnende Gitarrenarbeit. Der zur Untermalung der tragischen Begebenheit gebotene US-Metal bietet kaum Reibungsfläche, besitzt auch nach mehrmaligem Hören nur wenig Wiedererkennungswert und rangiert in Sachen Abwechslung kurz über Null. Nur hier und da gelingt es GEORGE TSALIKIS die angepeilten Emotionen seiner Geschichte in Musik umzusetzen, beispielsweise in dem eingängigeren „The Confrontation“ oder dem die CD beschließenden „The Hero´s Lament“. Der Rest ist allerdings lediglich genretypische Durchschnittskost.
Ob die mangelnde Qualität der Kompositionen eventuell auch damit zusammenhängt, dass es sich bei „The Sacrifice“ um eine klassische Einzelkämpferleistung handelt? Man wird jedenfalls das Gefühl nicht ganz los, dass die Scheibe vor allem eine Selbstdarstellungsplattform des Multi-Instrumentalisten TSALIKIS ist. Daran ändern auch die zahlreichen Gastmusiker nichts, die ihrerseits eher blass und unauffällig agieren. Von den aufgefahrenen fünf (!) Gastsängern nimmt man jedenfalls kaum etwas wahr. Unterm Strich ist „The Sacrifice“ weniger ein metallisches Epos denn vielmehr eine Seifenoper mit Stromgitarren geworden. Auch für Genre-Fans nur bedingt empfehlenswert…
Wertung: 4.5 / 10