Bei GENERATION KILL handelt es sich um die neue Zweitband von Rob Dukes, seines Zeichens Sänger und fleischgewordener Panzer der Thrash-Veteranen Exodus. Während sein dortiger Chef Gary Holt zurzeit mit Slayer live unterwegs ist und für den erkrankten Jeff Hanneman die Axt bedient, fühlt sich Meister Dukes wohl etwas unterfordert, denn er war nicht untätig und hat unter anderem mit Rob Moschetti, der schon bei Pro-Pain und M.O.D. gezockt hat, einen Wutbrocken eingezimmert, der sich hören lassen kann. Der Bandname selbst ist an einen US-Bestseller über die Irak-Invasion angelehnt und auch konzeptuell dreht sich hier alles um das Thema Krieg: Das Album erzählt die Geschichte eines Veteranen, der, heimgesucht von seinen traumatischen Erfahrungen an der Front, zum Serienkiller wird.
Nach dem kurzen Akustik-Intro fällt zunächst auf, dass es bei GENERATION KILL stumpfer und weniger technisch und virtuos zugeht als bei den jüngeren Werken von Dukes’ Hauptband, was wohl nicht zuletzt am Einfluss von Moschetti liegt. Die Hardcore-Schlagseite wird vor allem beim Titeltrack deutlich, der nicht nur Gangshouts bietet, sondern auch die Marines-Chöre aus Full Metal Jacket zitiert und mit einem Gitarrensolo der amerikanischen Nationalhymne endet. Nun mag der gute Rob gerne mal in US-Flaggen-Bermudas Live-Auftritte absolvieren, doch sollte man diesen Patriotismus-Overkill nicht ohne eine ordentliche Prise Ironie genießen (was als Europäer wohl auch nur schwer möglich ist).
Hardcore-Einfluss hin oder her, dass die Gruppe mit Lou Lehman und Jason Trenczer ein erstklassiges Gitarristenduo an Bord hat, das mit fetten Riffs und Soli nicht geizt, steht außer Frage. Hier wird durchgängig auf einem sehr hohem Niveau musiziert, zu dem auch der aus dem Death-Bereich stammende Schlagzeuger Sam Inzerra seinen Teil beiträgt. Was sich außerdem im Laufe des Albums herausstellt und nicht jedem Exodus-Hörer bekannt sein dürfte: Der Herr am Mikro kann nicht nur schreien. Nein, Rob Dukes kann auch clean singen, und das richtig gut. Das deutet sich zuerst im großartigen Refrain von „Feast For The Wolves“ an und gipfelt schließlich in der astreinen Ballade „Dark Days“, die die sanftere Seite von Dukes’ Organ von ihrer besten Seite zeigt. Zum Abschluss gibt es mit „Let Me Die“ nochmals einen Satz heiße Ohren, den wahren Rausschmeißer bildet jedoch der Bonustrack „Wish“, ein gelungenes Cover des Nine-Inch-Nails-Klassikers.
Alles in allem also ein unerwartet facettenreiches erstes Album zwischen Thrash und Crossover, mit dem sich GENERATION KILL hier vorstellen. Kompromisslose Abrissbirnen wechseln sich mit schleppenden Passagen und balladeskem Material ab und sorgen zusammen für eine Abwechslung und Dynamik, die die knapp 54 Minuten im Nu vergehen lassen. Der Fünfer hat definitiv einen Volltreffer abgeliefert, was angesichts der hier zu hörenden Musiker, deren Wurzeln absolut repräsentativ für die musikalische Ausrichtung und das spielerische Niveau dieser Scheibe sind, keine Überraschung sein dürfte. „Red White And Blood“ ist somit nicht nur für alteingesessene Thrasher, sondern auch für Anhänger von Sick Of It All, Agnostic Front und Co. durchaus attraktiv.
Wertung: 8 / 10